Seite:Friedlaender-Interessante Kriminal-Prozesse-Band 10 (1914).djvu/59

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 10

Büchsenmacher Rodewald schloß sich diesem Gutachten an. Er habe allerdings begutachtet, daß die Abschmelzung des Gewehrkolbens 1 bis 11/2 Stunden Zeit in Anspruch nehme. Heute sei die Abschmelzung innerhalb acht Minuten bewirkt worden; es müsse aber dabei berücksichtigt werden, daß heute das Feuer ein ganz außergewöhnliches, starkes gewesen sei.

Handlungsgehilfe Rinnowsky von der Firma Anhuth: Er erinnere sich nicht, daß ihm eine Photographie des Rieß vorgezeigt worden sei. Er habe wohl kurz vor dem Morde eine Flinte von dem Kaliber verkauft, mit dem der tödliche Schuß abgegeben sein müsse, er könne aber den Käufer nicht beschreiben. – Auf Antrag des Ersten Staatsanwalts wurden diesem Zeugen die Zeugen Wolff und Adameit vorgestellt. Rinnowsky bemerkte, daß diese Herren die Flinte nicht von ihm gekauft haben. – Der Vorsitzende nahm hierauf dem Zeugen Rinnowsky den Sachverständigeneid ab, da dieser erklärt hatte, daß er 25 Jahre im Fache und selbst Schütze sei. – Rinnowsky begutachtete nun ebenfalls: Er halte es für möglich, daß in einer Entfernung von zehn Schritt mit einem gezogenen Gewehr ein Schuß mit der geschehenen Wirkung abgegeben werden könne. Voraussetzung hierbei sei allerdings, daß der Schütze gesehen haben müsse. – Auf Befragen des Verteidigers Justizrats Dr. Sello bekundete das Dienstmädchen Krohn, daß, soweit sie sich erinnere, in allen den nach dem Hofe führenden Zimmern Licht gebrannt habe. – Verteidiger Justizrat Dr. Sello beantragte, einen Kalender von 1897 zu beschaffen, um feststellen zu können, welches Wetter am Abend des Mordes in Zögershof war. – Kanzlist Friedrich: Die Stiefel des Rieß haben genau in die entdeckten Spuren auf dem Weizenfelde gepaßt. – Ein Geschworener: Hat Rieß nur ein Paar Stiefel gehabt? – Kanzlist Friedrich: Nein, er hatte zwei Paar.

Frau Rieß, die Gattin des verstorbenen Inspektors Rieß,

Empfohlene Zitierweise:
Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 10. Hermann Barsdorf, Berlin 1914, Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_10_(1914).djvu/59&oldid=- (Version vom 1.8.2018)