Seite:Friedlaender-Interessante Kriminal-Prozesse-Band 4 (1911).djvu/124

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 4

Dr. Schreiber suchte noch in längerer Rede den Nachweis zu führen, daß der Angeklagte Hepner sich nicht strafbar gemacht habe. – Der Erste Staatsanwalt Dr. Recke erwiderte: Blumenberg habe keinen geistigen Defekt, es sei ihm nur in der letzten Zeit jedes Ehrgefühl abhanden gekommen. – Am fünften Verhandlungstage erhielt das Schlußwort Angeklagter, Landgerichtsrat Blumenberg: Ich muß zunächst den Vorwurf zurückweisen, daß ich mit Rücksicht auf Abraham etwas verschwiegen habe. Ich wurde bezüglich Abrahams vom Untersuchungsrichter sehr wenig gefragt. Erst acht Tage vor Beginn der Hauptverhandlung wurde mir vom Herrn Untersuchungsrichter eine mehrere Bogen füllende Erklärung Abrahams vorgelegt, zu der ich mich zu äußern hatte. Daß ich dabei meine frühere Aussage in einigen Punkten modifizierte, ist erklärlich, mit der Wahrheit habe ich aber in keiner Weise zurückgehalten. Ich muß ferner bemerken, daß die Rechnung bei Galle sich auf mehrere Jahre beziehen muß. Es ist einfach unmöglich, daß ich innerhalb zwei Jahren für 850 Mark Anzüge gebraucht habe. Ich ließ mir stets zwei Anzüge, einen „für gut“, einen für Alltag, machen und reichte damit ein volles Jahr. Man kann sich doch schließlich nicht mehr Anzüge machen lassen, als man trägt. Ferner bemerke ich, daß meine Schulden von 8000 Mark, die ich bei meiner Anstellung 1892 hatte, von 1876 bis 1892 gemacht wurden. 1898 starb meine Mutter; diese hatte ich zu unterstützen. Ich habe ihr allmonatlich 100 Mark gesandt. Meine Mutter war auch lange Zeit krank, ich war selbstverständlich genötigt, während dieser Zeit größere Unterstützungen zu senden, Arzt, Apotheker usw. zu bezahlen. Endlich bin ich selbst vielfach krank gewesen. Trotzdem habe ich unaufhörlich Schulden abgezahlt. Ich habe in der Zeit von 1892 bis 1896 meine Schuld bei dem Herrn Oberbürgermeister Kirschner, bei der Quästur usw. abgetragen. Es ist mir weiter der Vorwurf gemacht worden, daß ich kostspielige Ferienreisen

Empfohlene Zitierweise:
Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 4. Hermann Barsdorf, Berlin 1911, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_4_(1911).djvu/124&oldid=- (Version vom 13.12.2023)