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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 4

Als der Artikel in der „Welt am Montag“ erschienen war, machte mir Leckert den Vorwurf, daß der Hinweis auf den Grafen Eulenburg nach Ansicht seines Gewährsmannes zu scharf ausgefallen sei, bemerkte aber ausdrücklich: die Tatsachen an sich sind durchaus richtig. Einige Tage dar- auf sagte mir Leckert: er komme von Exzellenz v. Marschall, dieser habe sich über den Artikel riesig gefreut. Ich war deshalb ganz beruhigt, da mir Leckert sagte: bei dem Empfange bei Herrn v. Marschall sei noch ein Vertrauensmann zugegen gewesen. Herr v. Marschall habe ihm versprochen, noch weiteres Material zu geben, damit er noch deutlicher werden könne. Ich habe auch das Manuskript zu dem zweiten Artikel in der „Welt am Montag“ geliefert, es sind aber dabei mehrere Stellen ausgelassen worden. – Oberstaatsanwalt: Ich stelle aus den Akten fest, daß der Angeklagte zuerst behauptet hat, er habe dem Angeklagten Dr. Plötz nur Informationen erteilt. Erst als Dr. Plötz zu seinem Glück das Manuskript noch vorgefunden, hat v. Lützow zugegeben, daß er das Manuskript geliefert habe. – Angekl. v. Lützow: Da sein Manuskript nicht wörtlich abgedruckt worden, so konnte er dieses nur als eine schriftliche Information betrachten. Denn so wie die Sache schließlich in der „Welt am Montag“ veröffentlicht worden, habe er den Artikel nicht geschrieben. Den Satz, daß während der Kaiserzusammenkunft in Breslau starke englische Einflüsse tätig gewesen seien, habe er allerdings geschrieben. Er habe wegen der Abänderung seines Artikels seine Verbindung mit Dr. Plötz abgebrochen; es habe ihn ganz besondern verdrossen, daß die „Hauptsache“, nämlich die Erklärung des politischen Grundes der englischen Einflüsse, weggelassen worden sei. – Auf weiteres Befragen erklärte v. Lützow, daß Leckert immer wiederholt habe, Herr v. Marschall sei sehr erfreut darüber, daß die Hofclique mal gehörig eins auf den Kopf bekommen habe, Herrn v. Marschall mache es ein großes Vergnügen, mal ordentlich zu

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 4. Hermann Barsdorf, Berlin 1911, Seite 142. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_4_(1911).djvu/146&oldid=- (Version vom 31.10.2023)