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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 4

ich zu dem Teil der politischen Polizei, dem Herr v. Tausch vorsteht, kein Vertrauen hatte, so kann doch darin für Herrn v. Tausch keine Veranlassung gelegen haben, Herrn Grafen Eulenburg im Oktober den erwähnten Brief zu schreiben. Wo habe ich Verdächtigungen gegen Herrn v. Tausch ausgesprochen? – v. Tausch: Zu dem Herrn Präsidenten v. Windheim. – Staatssekretär v. Marschall: Herr Präsident v. Windheim hatte allerdings bei seinem Antrittsbesuch gefragt, warum wir nie die politische Polizei in Anspruch nehmen. Da habe ich ihm geantwortet: Seit der Affäre Normann-Schumann haben wir kein Vertrauen mehr zur politischen Polizei. – Vors.: Herr v. Tausch, wo haben Sie denn die Legitimation her, die Interessen der politischen Polizei in solcher Art nach außen hin wahrzunehmen? Konnten Sie das nicht Ihren Vorgesetzten überlassen? – v. Tausch: Die Angelegenheiten der Presse waren mir unterstellt. – Oberstaatsanwalt: Also was Sie selbst für lächerlich und dumm hielten, erschien Ihnen doch interessant genug für den deutschen Botschafter? v. Tausch: Ich hatte die Absicht, dem Botschafter die nackten Tatsachen zu unterbreiten. Ich bin noch heute der Ansicht, daß Leckert Hintermänner hat. Ich wollte auch gern den Herrn Grafen zu Eulenburg sprechen, um die Differenzen mit Herrn v. Marschall auszugleichen. – Oberstaatsanwalt: Haben Sie Ihrem direkten Vorgesetzten Herrn Polizeipräsidenten v. Windheim Bericht erstattet, daß Sie die Absicht hatten, den ersten Artikel der „Welt am Montag“ an den Grafen Eulenburg zu schicken? – v. Tausch: Ich glaube, daß der Polizeipräsident davon wußte. – Oberstaatsanwalt: Ich bitte mir eine bestimmte Antwort aus. – v. Tausch: Bericht habe ich dem Herrn Polizeipräsidenten über die Übersendung des Artikels an den Grafen Eulenburg nicht erstattet. – Oberstaatsanwalt: Weshalb nicht? – v. Tausch: Ich hielt das nicht für eine dienstliche Angelegenheit. – Oberstaatsanwalt: Haben Sie Ihren Vorgesetzten von der Kukutschen

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 4. Hermann Barsdorf, Berlin 1911, Seite 202. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_4_(1911).djvu/206&oldid=- (Version vom 11.11.2023)