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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 4

hörte er Breithaupt sagen: „Und wenn er 200 bekommt!“ – Brosinsky soll, wie Breithaupt angab, entlassen worden sein, weil er sich zum Erzieher nicht geeignet und besonders bei der Abstrafung Schwarzenbergs ihm sehr mißfallen habe. Brosinsky versicherte, seine Entlassung sei durch seine Beschwerde über schlechtes Essen veranlaßt worden. Geschlagen habe er nie. – Der Angeklagte Schüler gab an: Er habe aus Furcht, entlassen zu werden, die Prügelbefehle Breithaupts befolgt. Bedenken habe er nicht gehabt, weil Engels ihm gesagt habe: „Der Pastor verantwortet alles.“ – Der Angeklagte Riemschneider erzählte, daß am Abend vor Ankunft eines Trupps von Fürsorgezöglingen aus Berlin Breithaupt in einer Besprechung mit seinen Gehilfen gesagt habe, er werde sich morgen einen Jungen herausgreifen und ihm den Ernst der, Sache zeigen. Am andern Tage habe er dann sogleich den Zögling Pekel, obwohl dieser nicht das geringste begangen hatte, als ersten verprügelt. Breithaupt bestritt dies. Riemschneider wiederholte seine Angabe unter Beteuerungen. Keiner der andern Angeklagten erinnerte sich jenes Vorfalles, aber Riemschneider blieb mit größter Bestimmtheit dabei, er müßte gegen sein Gewissen sprechen, wenn er es anders sagte. – Auch der Angeklagte Habedank versicherte, daß er sich der Strafbarkeit nicht bewußt war. – Es wurde alsdann mit den Zeugenvernehmungen begonnen. – Magistratsrat Dr. Voigt berichtete über die Gesichtspunkte, welche bei Abschiebung der Zöglinge aus Lichtenberg nach Mieltschin maßgebend gewesen seien, und über das Material, welches in Frage komme. Es wurde dabei auch die Frage erörtert, ob man nicht einen Fehler begangen hatte insofern, als man nach Mieltschin Zöglinge geschickt habe, die wenig geeignet waren zum Aufenthalt in einer offenen Anstalt. Die Jungen, die nach Lichtenberg kommen, seien schon nicht die besten. Wie die Auswahl der Jungen, die nach Mieltschin kamen, stattgefunden, wußte der Zeuge nicht. Dagegen bekundete er, in allen Vorverhandlungen

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 4. Hermann Barsdorf, Berlin 1911, Seite 237. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_4_(1911).djvu/241&oldid=- (Version vom 17.12.2023)