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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 4

Prügelstrafe in Bethel erklärte der Zeuge: Sein Vater sei fälschlich als ein „großer Verfechter der Prügelstrafe“ hingestellt worden. Das Gegenteil sei der Fall, doch habe er allerdings gemeint, daß für einen Jungen ein Schlag manchmal besser als einsperren sei. – Ansiedler Fletemeyer aus Mieltschin bekundete, auch in der Bevölkerung sei bekannt, gewesen, daß Br. mit Peitschenhieben und Arrest die Jungen zu hart strafte. Von einer besonderen „Voreingenommenheit“ der Polen gegen Br. wisse er nichts, wenn es auch richtig sei, daß die Polen nicht gut auf die Deutschen zu sprechen seien. In der Voruntersuchung habe er (Zeuge) gesagt, Br. sei ihm sehr heftig vorgekommen, „wie ein Barbar“. Einmal habe er gesehen, wie Br. einen Jungen mit der Faust auf den Kopf schlug, da habe er (Zeuge) gerufen: „Gnade! Gnade!“ Br. aber habe geantwortet: „Ach was, Gnade!“ (Das war im September 1910.) Breithaupt bemerkte zu jenem Vorfall: Es handle sich um den Zögling Fisahn, den er damals wegen dummer Redensarten wohl mit der Faust geschlagen habe. Zu Fletemeyer habe er nur gesagt, er solle seine Nase nicht hineinstecken. Auf eine Frage des Justizrats Wronker bemerkte der Zeuge: Er habe Br. mit den Jungen der Anstalt auch mal am Sonntag einen Ausflug machen sehen. Auf eine Frage des Rechtsanwalts Illch bekundete der Zeuge, daß nach Aufdeckung der Mieltschiner Zustände er und andere Mieltschiner dem Breithauptschen Anstaltsgottesdienst ferngeblieben seien, doch sei das nicht auf Anstiften des Lehrers Wendler geschehen. – Oberförster Redlich, Mitglied des Aufsichtsrats der G. m. b. H. „Fürsorgestift Mieltschin“, hatte wohl Gerüchte über Vorkommnisse in der Anstalt Mieltschin vernommen, ihnen aber nicht geglaubt, bis die Zeitungsmeldung kam. Nachher habe Br. ihm gesagt, er habe geglaubt, der Stadt Berlin einen Gefallen zu tun, wenn er ihre Zöglinge nicht entfliehen lasse und ihr Kosten erspare. – Bauunternehmer Göldner war bei dem Bau der Anstalt tätig. Zöglinge haben ihm gesagt,

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 4. Hermann Barsdorf, Berlin 1911, Seite 243. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_4_(1911).djvu/247&oldid=- (Version vom 17.12.2023)