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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 4

im Arrest, der dann über ihn verhängt wurde, zwei Nächte mit auf dem Rücken gefesselten Händen zugebracht habe, bestritt er. Auch den Vorwurf, daß er Ehrlich, nachdem er bei der Arbeit einen Bruch eines Mittelfußknochens erlitten hatte, sogleich habe weiter arbeiten lassen, sei unwahr. Ehrlich selber habe es im Bett nicht aushalten wollen, und auf eigenen Wunsch habe Ehrlich erklärt, dem Kalfaktor bei der Arbeit helfen zu wollen. – Engels gab die Richtigkeit dieser Ausführungen zu. – Fürsorgezögling Ehrlich, der hierauf als Zeuge vernommen wurde, bekundete: In Mieltschin wäre es „ja so weit ganz gut gewesen, wenn nicht die Hiebe gewesen wären“. Nach seiner Bestrafung wegen Fluchtabsichten habe er zwei Tage im Arrest nichts zu essen gehabt, weil er das ihm gereichte Brot nicht habe essen können. Während der Nacht habe man ihm mit einer „Acht“ die Hände auf dem Rücken gefesselt, so daß er nicht hätte liegen können, wenn er nicht, die Beine anziehend, die gefesselten Hände unter ihnen hinweg nach vorn gezwängt hätte. Als ihm später ein Fluchtversuch mit Winkler und Karnal zunächst gelungen, sie aber dann wieder ergriffen worden seien, habe Breithaupt sie schon am Bahnhof mit Prügeln empfangen und mit seinem Weichselstock gehauen, so daß er Winkler unter dem Auge traf. Bei einer früheren Züchtigung habe er 50 Hiebe bekommen sollen, habe aber bei 26 falsch gezählt, und nun sei von vorn angefangen worden, so daß er 76 Hiebe bekam. Seine Prügelei mit Drenske sei weiter nichts als eine Backpfeife gewesen, für die dann Breithaupt ihn mit dem Weichselstock auf das Gesäß geschlagen habe. Bezüglich des Bruches eines Mittelfußknochens bekundete Ehrlich, Kreisarzt Dr. Boehnke (Witkowo) habe den Bruch eines Mittelfußknochens, den er erlitten, für nicht schlimm erklärt und einen Verband angelegt. Schon nach drei bis vier Tagen habe er (Zeuge) wieder aufstehen und dem Kalfaktor helfen müssen. Allerdings habe er nicht gesagt, daß er noch Schmerzen hatte.

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 4. Hermann Barsdorf, Berlin 1911, Seite 256. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_4_(1911).djvu/260&oldid=- (Version vom 17.12.2023)