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II.
Die Kirche.

Bischof Benno von Meißen gilt als der Gründer einiger Kirchen in der Oberlausitz. Dürfte auch nicht zu bezweifeln sein, daß die bischöfliche Kirche zu Meißen schon mit der Besitzerwerbung von Göda 1006 – jedenfalls einer der ersten im Lande der Milczener Wenden – unter ihrem damaligen Bischofe Eiko oder Eido, „einem im Bekehrungswerke unermüdlich thätigen Manne“, ihren Missionszweck nicht außer Acht gelassen haben und zur Christianisirung der heidnischen Bevölkerung mit Hülfe der erforderlichen Anstalten verschritten sein wird, so fällt die erste Nachricht von Erbauung einer Kirche zu Göda nach des Chronisten Heckel[1] zwar nicht urkundlich beglaubigter, aber bis jetzt eben so wenig widerlegter Angabe in der historischen Beschreibung der Stadt Bischofswerda, doch erst in das Jahr 1076 und die damit uns überbrachte Kunde legt dieses Verdienst dem Bischof Benno bei, welcher, wie schon erwähnt wurde, gern in Göda verweilte und seiner Mutter daselbst ein Asyl gegründet hatte.

Zu den ersten Maasnehmungen der Kirche zu Meißen bei ihrer Ausbreitung gehörte die Bildung der Archidiaconate; d. h. der kirchlichen und geistlichen Jurisdictionsbezirke, in welchen der Bischof die ihm zustehende geistliche Gerichtsbarkeit durch Delegirte ausübte. Die Kirche zu Göda wurde in das Archidiaconat der oberen Lausitz gewiesen, welchem nach Errichtung des Collegiatstifts in Bautzen 1221 der Propst desselben, vorher der Archidiaconus von Budissin vorstand. Innerhalb jedes Archidiaconats waren die einzelnen Kirchen mit ihren Parochien wieder in gewisse Sprengel getheilt, welchen ein bestimmter Geistlicher (Archipresbyter) vorgesetzt war, der die bischöflichen und anderen kirchlichen Gefälle zu vereinnahmen, auch die bischöflichen Erlasse an die Geistlichkeit zu befördern und noch manches Andere zu besorgen hatte. Eine Anzahl solcher Kirchen im Archidiaconate der oberen Lausitz war zu diesem Zwecke martrikelmäßig dem Propste des Domcapitels S. Petri zu Budissin übergeben; darunter befanden sich die Kirchen zu Göda, Neschwitz und Gaußig. Die hinsichtlich seines Kirchensprengels vorkommenden Geschäfte ließ der Propst (eben so wie die anderen Angelegenheiten der Propstey) durch seinen Offizial besorgen.


  1. Berichtigungen S. 52: Heckel st. Herckel.
Empfohlene Zitierweise:
Peter Lieschke: Zur Geschichte des Ortes und der Parochie Göda bei Bautzen. J. E. Schmaler, Bautzen 1876, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Ort_und_Parochie_G%C3%B6da.pdf/14&oldid=- (Version vom 12.2.2019)