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daselbst aufmerksam worden seyn, und ihn einmal darum befragt haben? der Major hatte uns ja nicht untersagt, die Addresse unserer Antwort an ihn zu machen, und auf die Art erfuhr ja auch Bornseil, wer der Verfasser der Briefe wäre. Hätte der Major dieses nicht voraus sehen und dabei bedenken sollen, daß ein so einfältiger Mann, durch ein gutes Wort von seiner vormaligen Gebietherin oder auch durch eine kleine Bestechung, gesetzt, daß sie auch nur in einem Kruge Bier bestünde, sich leichtlich würde auslocken lassen, was er in Wilmershausen zu verrichten habe? Würde er ihr nicht selbst einen Brief in die Hände geliefert haben? Ueberhaupt schickt sich Bornseil so schlecht zu einem Liebesboten, daß ich mir nicht einbilden kann, daß ihn der Major dazu sollte gewählet haben. Er würde eine sehr geringe Belesenheit in den Romanen verrathen, die er doch oft blicken läßt, wenn er nicht wüßte, daß ein getreuer Bedienter und ein verschmitztes Kammermädchen die geschicktesten Bothschafter in dergleichen Fällen sind, ohne

Empfohlene Zitierweise:
Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 2. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1761, Seite 278. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_2.pdf/280&oldid=- (Version vom 1.8.2018)