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aus. Das Ministerium hatte nun aber gegen Reissigers Idee „das bestehende Institut für künftige Musiklehrer, Kantoren und Organisten mit einer Musikschule für das Kgl. Theater zu verbinden“, Bedenken und forderte Reissiger auf, einen neuen Plan zu entwerfen, nach welchem „das allhier vorhandene zunächst für geistliche Musik bestimmte Institut zu einer vollständigen Lehranstalt für Komponisten jeder Gattung erweitert werden könnte. Es würde hier besonders noch einer höheren Klasse bedürfen, in welcher die geübteren Schüler Anleitung zum Studium älterer und neuerer klassischer Werke und zu eigenen Arbeiten jeder Art des Stils erhielten. Durch ein solches Institut könnten für die vorzüglichsten Städte des preußischen Staats Männer gebildet werden, die, wenn auch nicht alle durch eigene musterhafte Produkte, doch gewiß durch nicht bloß eine fehlerfreie, sondern auch völlig befriedigende und geistvolle Direktion musikalischer Aufführungen sich auszeichnen würden.“

In demselben Schreiben kommt nun endlich auch eine Aussicht auf eine Anstellung zur Sprache. Man wollte sich Reissigers gewonnene pädagogische Erfahrungen nicht entgehen lassen. „Inmittels wird Ihnen eine Gelegenheit zu einer Ihren Kenntnissen und Talenten angemessenen Beschäftigung bei der allhier bestehenden musikalischen Lehranstalt gegen eine jährliche Remuneration von vierhundert Talern hierdurch angeboten, und der Professor Zelter hat dieserhalb unter heutigem Dato Auftrag erhalten, sich unter Zuziehung der bereits angestellten Lehrer des Instituts mit Ihnen hierüber zu beraten.“

In Reissigers Dankschreiben vom 4. April 1826 „für die neuerdings durch Übertragung einer Stelle bei der musikalischen Lehranstalt bewiesene Gnade“ meldet er, daß er nach Rücksprache mit Zelter „nächsten Freitag (7. April) 1826 den Unterricht beginnen werde“ und verspricht, daß es sein eifrigstes Bestreben sein soll, sich des ihm gnädig geschenkten Vertrauens würdig zu machen.

Es war aber auch höchste Zeit für Reissiger, eine amtliche Stellung zu erhalten, denn einmal war ihm seine abhängige Lage unerträglich (wobei er seinen nunmehr emeritierten Vater mit zu unterstützen hatte), und andererseits war zu bedenken, daß Reissiger durch seine vorteilhaften Beziehungen und seine Leistungen im Auslande sehr bald glänzende auswärtige Rufe zu erwarten hatte, die er bei seinen geringen Geldmitteln schwerlich ausschlagen würde. Stobwasser hatte daher, um schnellere Entscheidung des Ministeriums herbeizuführen, sich erneut für ihn verwendet. Er schrieb: „In diesem jungen Manne ehre ich eins der bedeutendsten musikalischen Talente Deutschlands, verbunden mit tüchtiger, wissenschaftlicher Ausbildung bei großem moralischen Wert und nähre die begründete Hoffnung, daß den Musikbildungsanstalten des preußischen Staats durch seine Anstellung ein neuer Schwung verliehen werde, dem Staat aber ein in seinem Fach höchst bedeutender Mann erhalten bleiben würde.“

Reissiger wirkte nun am „Musikalischen Lehrinstitut“ (das spätere Kgl. Institut für Kirchenmusik) neben Zelter (seit 1819 Gründer und Direktor), Bernh. Klein, den er bereits in Rom kennen gelernt hatte, und dem berühmten Orgelspieler A. W. Bach (1796 – 1869), welcher 1832 nach Zelter Direktor wurde. Freilich als endgültige Lösung seiner Existenzfrage konnte