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sie zu hegen) mit einem Schliffe aus dem Ofen kommen wird, dem höchstens pommersche Magen gewachsen sind. Man sagt von Österreich: es fehle ihm nichts als ein bedeutender Mann; dasselbe hat man in noch weit höherem Grade von Preußen zu sagen[1].


Sonnabend, 15. September.

Gestern traf bei mir vierte Einquartierung ein, 2 Mann 24er Linie; das Regiment ist bei Podol und Gitschin im Gefecht, bei Königgrätz in der Reserve gewesen.


Sonntag, 16. September.

Eine neue Flugschrift ist bei Tauchnitz erschienen: „Sachsen und der norddeutsche Bund.“ Nicht annexionistisch, wohl aber für das Bündnis[2]. Die Frage nähert sich: Wen wählen wir? Die Wahlgesetzfrage wird jedenfalls auf das Tapet kommen und sie muß im Sinne der Sicherung


  1. Dieses Urteil über Bismarck darf nicht verwundern. Bismarck hatte damals, namentlich in Sachsen, durchaus noch nicht so viel Bewunderer wie in späterer Zeit. Auch für die sächsischen „Kleindeutschen“ war 1866 das ungewisse Schicksal des eigenen Landes zunächst die wichtigste Frage.
  2. Das Journal teilte einige Stellen der Broschüre mit. „Man mache es Sachsen möglich, in dem neuen Bunde seine Stelle einzunehmen, und man wird sich bald überzeugen, daß kein Glied desselben mit treuerer Hingebung und mit größerem Eifer beflissen ist, seine Schuldigkeit zu tun.“ Schon um seiner großen Volkszahl willen wäre es ein Unding, durch Annexion Sachsen eine Rolle weit unter der Waldecks oder Lippe-Detmolds zuzuweisen. Von den 5½ Millionen Einwohnern der norddeutschen Staaten ohne Preußen zählte Sachsen allein 2½ Millionen. Die Behauptung, daß Herr v. Beust der Urheber der Schrift sei, wurde von der Leipziger Zeitung verneint. Die Konstitutionelle gab ihre Kritik am 22. September kund: „Man wird Sachsen seine Stelle sehr bestimmt anweisen, daß es nicht mehr Sache dynastischer Willkür sein kann, seine Stelle je wieder zu verlassen und dem Volke, d. h. dem Kern des Volkes, wieder die Lasten einer Okkupation aufzuerlegen.“
Empfohlene Zitierweise:
Erwin Heyne (Hrsg.): Kriegstage in Dresden 1866 und 1870. i. A. des Verein für Geschichte Dresdens, Dresden 1933, Seite 56. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft31VereinGeschichteDresden1933.pdf/62&oldid=- (Version vom 12.5.2024)