Seite:Immanuel Kant Über Pädagogik Königsberg 1803.pdf/91

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an die Stelle der des Hasses zu setzen; innern Abscheu, statt des äußern vor Menschen und der göttlichen Strafen, Selbstschätzung und innere Würde, statt der Meynung der Menschen, – innern Werth der Handlung und des Thuns, statt der Worte, und Gemüthsbewegung, – Verstand, statt des Gefühles, – und Fröhlichkeit und Frömmigkeit bey guter Laune, statt der grämischen, schüchternen und finstern Andacht eintreten zu lassen.

Vor allen Dingen aber muß man sie auch dafür bewahren, daß sie die merita fortunae nie zu hoch anschlagen.




Was die Erziehung der Kinder in Absicht der Religion anbetrifft, so ist zuerst die Frage: ob es thunlich sey, frühe den Kindern Religionsbegriffe beyzubringen? Hierüber ist sehr viel in der Pädagogik gestritten worden. Religionsbegriffe setzen allemal einige Theologie voraus. Sollte nun der Jugend, die die Welt, die sich selbst noch nicht kennt, wohl eine Theologie können beygebracht werden? Sollte die Jugend, die Pflicht noch nicht kennt, eine unmittelbare Pflicht gegen Gott zu begreifen im Stande seyn? So viel ist gewiß, daß, wenn es thunlich wäre, daß Kinder keine Handlungen der Verehrung des höchsten Wesens mit ansehen, selbst nicht einmal den Namen Gottes hörten, es der Ordnung der Dinge angemessen wäre, sie erst auf die Zwecke, und auf das, was dem Menschen