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Walther Kabel: Interessantes aus der Geschichte Marokkos. In: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Jahrgang 1912, Bd. 10, S. 223–227

und dessen Neffen Mulei Mehemed entbrannten Thronfolgestreitigkeiten. Mulei Mehemed, in mehreren Gefechten von den Sultanstruppen geschlagen, war mit dem Rest seiner Anhänger in die portugiesische Feste Tanger geflüchtet, deren Befehlshaber er dann durch das Versprechen großer Gebietsabtretungen für seine Sache zu gewinnen wußte. Sebastian stimmte den lockenden Vorschlägen seines Festungskommandanten begeistert zu, schloß in Lissabon mit dem persönlich erschienenen Prätendenten Mulei Mehemed ein Schutz- und Trutzbündnis ab und bemühte sich auch im Auslande aufs eifrigste um Hilfsstreitkräfte für den neuen Kreuzzug gegen die Mauren.

Da Papst Gregor XIII. dem König seinen Segen sandte und außerdem 600 irische Schützen stellte, unterstützten auch andere Länder den Plan, darunter besonders Spanien durch Stellung von 1000 Mann Infanterie und Wilhelm von Nassau durch 3000 deutsche Söldner unter Graf Talberg, letztere eine Elitetruppe, die schon in vielen Kämpfen erprobt war. Durch diese Zuzüge hatte das Kreuzheer eine Stärke von 16.000 Mann Infanterie, 1500 Reitern und zwölf leichten Feldschlangen erreicht.

Da jedoch inzwischen in Europa bekannt geworden war, daß auch Sultan Abd ul Malik bereits Truppen von rund 50.000 Mann, davon die Hälfte vorzüglich bewaffnete Reiter, gesammelt hatte, fehlte es nicht an warnenden Stimmen, die König Sebastian rieten, den Feldzug noch zu verschieben, bis weitere Verstärkungen eingetroffen wären. Doch der ungestüme jugendliche Herrscher ließ sich nicht zurückhalten, trotzdem ihm auch der Papst wohlmeinend nahelegte, noch ein Jahr zu warten. Am 7. Juli 1578 wurde die Streitmacht Portugals in Tanger gelandet und machte sich sofort auf den Marsch nach Fez, der Hauptstadt des Sultans.

Bei El-Ksar-el-Kbir, zweiundfünfzig Kilometer von Tanger entfernt, stießen die feindlichen Heere am 4. August aufeinander. Graf Talberg eröffnete mit den deutschen Söldnern den Angriff. Sein Vorstoß war so wirkungsvoll, daß das Zentrum der maurischen Stellung durchbrochen wurde. Leider wußte Sebastian

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Walther Kabel: Interessantes aus der Geschichte Marokkos. In: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Jahrgang 1912, Bd. 10, S. 223–227. Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1912, Seite 224. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Interessantes_aus_der_Geschichte_Marokkos.pdf/3&oldid=- (Version vom 1.8.2018)