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wurde Karsten Tode ein Schiff gewahr, und hing sogleich eine Leuchte aus; das andere Schiff that deßgleichen und wandte sofort, und lief zu Tode hin; und das war Claus Went. Sie hielten nun zu einander bis es Tag ward; da wurden sie eins, daß sie in Norwegen einlaufen wollten. Nun setzten sie bei und segelten längs dem Lande nach der Näs, da lag zwei Meilen östlich ein Hafen, Namens Hyltenge. Als sie aber gegen den Scheringssund kamen, sahen sie da einen Kraier (eine Art Dreimaster) hinter einer Klippe liegen, welche Rysöe hieß. Da sagte der Eine zum Andern: „da liegt ein Schiff; sollte das auch wohl ein Dieb sein? denn das ist ein Diebshafen, wo es liegt.“ Einige aber sagten: „Gott bewahre, das mag wohl ein Schotte sein, der da Holz geladen.“ Als sie nun spät am Abend in Hyltenge eingesegelt waren, machten sie ihre Schiffe fest, und Tode schickte sofort seinen Esping (eine Art Slup) ans Land, und ließ die Bauern fragen: was für ein Schiff das wäre, das da zu Rysöe läge? Da sagten die Bauern: das wäre ein Räuber, der hätte viel Volks bei sich. Allerheiligen unter Mittag kamen zwei norwegische Jungen an Claus Went sein Schiff und boten zwei Hühner zu Kauf; die waren jedoch so theuer, daß man sie nicht kaufen wollte. Nun saß der alte Tode in der Kajüte bei der Mahlzeit; der hörte fremd Volk, und fragte: was für Leute draußen wären? Man sagte: es sind zwei

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Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, Seite 300. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luebische_Geschichten_und_Sagen.djvu/306&oldid=- (Version vom 1.8.2018)