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München am 1. Mai 1836 verliess u. über Nürnberg u. Bamberg in Weimar eintraf. In dem für ihn vorbereiteten Arbeitsraume im Schlosse entstanden in den nächsten Monaten die Skizzen u. Cartons zum Schillerzimmer, denen die Maueraufzeichnungen zu „Fiesco“ u. „Don Carlos“ folgten. Bei der Ausführung half ihm wiederum sein Freund Clemens Kögl, der schon am Isartor sein Gehilfe gewesen, u. im Winter 1839–40 gelangte das Schillerzimmer zur Vollendung.

Nach dem Tode V. H. Schnorr’s v. Carolsfeld (1764–1841) zum Director der Leipziger Akademie ernannt, durfte er, in Leipzig durch Prof. G. A. Hennig vertreten, die Weimarer Fresken allsommerlich fortsetzen. Erst im Herbst 1841 trat er sein Leipziger Amt an. So konnte er denn, von Kögl eifrig unterstützt, im Jahre 1846 auch die Goethe-Galerie fertig übergeben u. 1847 in Stuttgart die drei Bronzetüren entwerfen, die Angelica Facius modellirte, ebenso ein Relief über dem Mitteleingang. Den Bronzeguss fertigte Burgschmiet in Nürnberg.

Im Herbst 1846 war Neher nach Aufgabe seiner Stellung in Leipzig mit seiner Familie von Weimar nach Stuttgart gezogen, wo er nun an der Kunstschule wirkte, der er seit 1864 zuerst unter der Direction des spätem Staatsrats v. Köstlin als Hauptlehrer, nach Erhebung der Kunstschule zur Hochschule, 1867, aber als Director vorstand. 1879 legte er dieses Amt nieder. Er war Mitglied der Akademien von München u. Wien.

I. Oelgemälde.

1. Neher’s früheste Versuche, worunter ein „Harfenspielender David“, „Christus mit der Samariterin am Jacobsbrunnen“, einige Portraits u. ein Gruppenbild seiner Familie.
2. Bildniss des Königs Wilhelm v. Württemberg. Lebensgr. halbe Figur. Auf Bestellung des Stadtrats zu Biberach für den Sitzungssaal desselben.
3. Graf Eberhard v. Württemberg betrauert seinen in der Schlacht bei Döffingen 1388 gefallenen Sohn Ulrich. Halblebensgr. Figuren. 1826 in Stuttgart entworfen, während Jahresfrist in München ausgeführt u. vom Stuttgarter KV. für seine Verlosung 1830 angekauft.
4. Die Erweckung des Jünglings zu Nain. Ev. Luc. Cap. 7. h. 1,62, br. 2,00. E: Museum Stuttgart – Stuttg. KA., Mai 33.
5. Besuch der Engel bei Abraham vor seinem Zelte. Abraham’s Bitte für die Gerechten in Sodom u. Gomorrha. In Rom gemalt u. 1832 vollendet. h. 0,37, br. 1,35. E: Öffentl. Kunstsamml. Basel, Stiftung von Frl. Emilie Lindner, der Bestellerin des Bildes. Gest. von H. Merz, kl. qu. fol „Zeitschr. f. b. K.“ 1874. – Berl. ak. KA. 72; Wiener WA. 73; Münch. Glasp. 76. Ein Bild „Abraham’s Fürbitte für Sodom“ (1872) befand sich auf der Berliner Jub.-A. 86.
6. Die Kreuzigung. In der Mitte die Kreuzigung, auf den Flügeln die Apostel Petrus u. Paulus. Gr. Altarbild für die kathol. Stadtpfarrkirche zu Ravensburg. Gemalt 1850.
7. Die Abnahme Christi vom Kreuz. h. 3,85, br. 2,48. E: Museum Stuttgart. – Pariser WA. 55. Die Reproduction einer Studie dazu (Maria u. Magdalena) befindet sich in „Kunst f. Alle“ I. (März 86).
8. Der Frühling von Zephiren getragen. Allegor. Gemälde. E: Stuttg. Schloss. – Münch. allg. u. histor. KA. 58; Sachse’s Berl. Salon 60.
9. Noah’s Dankopfer. (1861). Auf Bestellung der Frau Hofrat v. Jobste. – Par. WA. 67.
10. Christus die Kinder segnend. (1863). Gleichfalls auf Bestellung der Frau Hofrat Jobste.
11. Drei Deckenbilder in der griechisch-russischen Kapelle des Stuttgarter Schlosses: Christus, Mana u. der heil. Nicolaus, ferner zwei Engel auf einem gr. Diptychon hinter dem Altar. Im Auftrage der Königin Olga, 1865 bis 1866.
12. Selbätportrait B. Neher’s, Brustbild.
13. Portr. des Bildhauers Theodor Wagner. E: Frl. Wagner. – Stuttg. Portrait-Ausstellung 1881.
14.–18. Portraits: Commerz.-R. Georg Dörtenbach; Prof. Dr. med. Köstlin u. das seiner Gemahlin; Historiker Stälin d. A.; Kaufm. Ad. Stälin in Calw.

II. Fresken.

1. Kaiser Ludwig des Bayern Einzug in München nach seinem bei Ampfing 1322 erfochtenen Siege über Friedrich den Schönen v. Oesterreich. Fries am Isartore zu München. Höhe desselben 8 Fuss, bei einer Länge von 75 Fuss. Ueber den Seitengängen befinden sich die Bilder der „heiligen Jungfrau“ u. des „heiligen Benno“ als Schutzpatrone der Stadt München. Leider widerstand der Fries dem Einfluss der Witterung nicht, so dass er schon 1863 einer schonenden Ausbesserung durch Prof. Wilhelm Lindenschmit unterzogen werden musste. 1880 aber verfügte der Magistrat München’s eine Neuherstellung des Werkes, welche von zwei Schülern Lindenschmit’s, Paul Wagner u. C. Boos, mit Benutzung der im Besitz der Frau Prof. Echter befindlichen Original-Farbenskizze, in der vom Chemiker Keim erfundenen Technik ausgeführt wurde.
Die Kohlezeichnung, h. 2,30, br. 21,78, ist im Besitz des Museums zu Weimar, angek. von der Grossherzogin Maria Pawlowna 1836. Lith. von C. Heinzmann in Raczynski’s Gesch. der neueren deutschen Kunst gr. qu. fol.; Gez. v. Lebschée, gest. von Riegel u. E. Bose. gr. qu. fol.; Stich von Fr. Zimmermann als Vereinsblatt für den Münch. KV. 1881; Holzschn. „Illustr. Z.“ 1883; Kleine Abb. in „Denkm. der Kunst“ Taf. 128 A. (Fragm.) u. Pecht’s „Gesch. der Münch. Kunst im 19. Jahrh.“ Die „Madonna“ u. der „heil. Benno“, nach der Skizze u. dem Carton von Neher gem. von Kögl, lith. von S. Tröndlin. gr. fol. – Weimar. A. des grossh. Kunstinstituts Sept. 36; Dresd. akad. KA. 37; Münch. d. allg. u. histor. KA. 68; Brüsseler Carton-A. 64.
2. Die Gemälde des Schiller-Zimmers im Schloss zu Weimar. Figuren in ¾ Lebensgrösse.
a) Zu Seiten der Tür aus der Bibliothek links: 3 Bilder zum „Fiesco“, rechts: 3 Bilder zum „Don Carlos“.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich von Boetticher: Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts – Zweiter Band. Fr. v. Boetticher’s Verlag, Dresden 1898/1901, Seite 130. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Malerwerke_des_neunzehnten_Jahrhunderts_Zweiter_Band.pdf/135&oldid=- (Version vom 28.6.2023)