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21. Oelskizzen zu einem Cyclus von 12 Darstellungen aus der Blütezeit (1187–1383) der alten westflandrischen Fabrikstadt Ypern. Für den grossen, 50 Meter langen u. 30 Meter breiten Saal des gotischen Rathauses bestimmt. Einige der Skizzen waren 1881 im Dresdener Atelier des Künstlers ausgestellt.
22. Weibliches Brustbild in rotem Seidenkleide mit gepufften Aermeln u. gr. breitrandigem Federhut. Nach rechts gewendet. Bez: F. Pauwels 82. E: Commerz.-R. Pilz, Dresden. – Dresd. A. a. Privatbesitz 84.
23. Die Regentin Johanna v. Flandern, am Charfreitage 1214 Ypern besuchend, giebt, im Angedenken an das Leiden u. Sterben Christi, Gefangenen die Freiheit. Ein früher begonnenes, 1886 vollendetes Bild. Bez: F. Pauwels. – Berl. Jub.-A. 86. In grosser Ausführung unter den Wandgemälden in den Tuchhallen zu Ypern.
24. Vor dem Porticus. Zwei j. Römerinnen, deren eine einer Hausschlange eine Schale Milch reicht, während die andere zuschaut. Im Hintergr. Meer u. Gebirge. Bez: F. Pauwels 1886. E: Commerz.-R. Pilz, Dresden. – Berl. Jub.-A. 86 (fehlt im Kat.); Sächs. KV., Ende 86.
25. Der Verhaftsbefehl. E: Banquier Louis Perl, Berlin. – Berl. A. a. Privatbesitz 1888.
26. Gefährlicher Weg. Ein kleines Kind, mit seiner Puppe im Arm zwischen den Schienen einer Eisenbahn stehend, wird rechtzeitig von der Mutter aufgefunden. Bez: F. Pauwels.
27. Nachdenkend. Ein Prälat von einer Terrasse in die Landschaft hinabschauend. Bez: F. Pauwels.
26 u. 27 Dresd. ak. KA. 88.
28. „So ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, will ich mich von euch finden lassen.“ Jeremia XXIX, 13 u. 14. Ein auf dem Schlachtfelde sterbender Soldat, dem Christus erscheint. Im Besitz des Künstlers. – Dresd. ak. KA. 89; Berl. A. von Werken der Mitglieder der Akad. d. K., Weihnachten 93; Berl. ak. KA. 94. Abb. im Kat.
29. Flucht der Landgräfin Margarete, Mutter des Landgrafen Friedrich mit der gebissenen Wange, von der Wartburg, 1270. Bez: Ferd. Pauwels. – Dresd. ak. KA. 94; Wiener JA. 95.

Wandgemälde.

1. Der von Charles Groux aus Commines († 1870) begonnene, von Ferd. Pauwels 1881 vollendete Cyclus von Wandmalereien aus der Geschichte der Stadt Ypern, ausgeführt im gr. Saal der Tuchhallen daselbst auf einem etwa 300 Quadratmeter umfassenden Flächenraum mit überlebensgrossen Vordergrundsfiguren.
2. Sechs Wandgemälde für die am 4. Oct. 1885 eingeweihte Aula der Fürstenschule S. Afra zu Meissen, in Wachsfarben auf Lwd. ausgeführt:
1) Karl der Gr. besucht eine Klosterschule.
2) Pflege der classischen Wissenschaften am Hof der Mediceer.
3) Luther u. Melanchthon bei der Bibelübersetzung.
4) Herzog Moritz unterzeichnet die Stiftungsurkunde der Fürstenschulen zu Meissen, Merseburg u. Pforta.
5) Rector Fabricius zeigt dem Kurfürsten August die neue Schule u. die im Festschmuck prangende Stadt Meissen.
6) Das von den Personificationen der Starke u. Gerechtigkeit umgebende Bildniss König Albert’s von Sachsen.
Die anderen Wandgemälde der Aula sind von Prof. Theodor Grosse († 1891). – Sonder-Ausstellung auf der Dresd. Terrasse, Dec. 1884. Eine Ausgabe der Compositionen im Lichtdruck (12 Bll.) erschien mit Text von Paul Schumann in Dresden.
3. Malerische Ausschmückung der neuen Brautcapelle in der Stadtkirche zu Pirna. Die Farbenskizzen sollten vor Ende 1893 vorliegen u. die drei auf Leinwand zu malenden grossen Wandgemälde binnen vier Jahren vollendet sein. Die nach dem Gutachten des Prof. Lepsius († 1894) beschlossenen decorativ-plastischen Umrahmungen bestreitet der Kunstfonds. Eine öffentl. Ausstellung zweier gr. Wandgemälde („Jesus bei Martha u. Maria“ u. „die Hochzeit zu Cana“) u. eines Türbogenfeldes („Ein Ehepaar unter dem Kreuze Christi“) fand im Dresd. Atelier des Künstlers auf der Brühl’schen Terrasse vom 29. März bis zum 8. April 1898 statt.[WS 1]

Payer, Julius Ritter von, Historienmaler, geb. zu Schönau bei Teplitz in Böhmen am 1. Sept. 1842. Den ersten Zeichnenunterricht erhielt er auf der Wiener Militärakademie, aus der er als Officier in die Armee trat. 1872–74 beteiligte er sich an der österr. Nordpol-Expedition, wandte sich dann aber ganz der Malerei zu, für welche er bei Prof. Hasselhorst im Städel’schen Institute seine Vorstudien machte, die er unter Alex. Wagner auf der Münch. Akademie fortsetzte, um sich endlich in Paris unter dem Einfluss Munkacsy’s zum selbständigen Künstler auszubilden. Die Motive zu seinen Darstellungen sind meist seinen Nordpolreisen entlehnt. Er war vorübergehend in München, Paris u. Wien tätig. Seit 1890 ist Wien sein dauernder Aufenthalt. Die Universität Halle verlieh ihm den Titel eines Dr. phil. h. c. Silb. Med. München 83; kl. gold. Med. Berlin 86 u. 91; Med. III. Par. Salon 87.

1. Zeichnungen: Die österreichisch-ungarische Nordpolexpedition. 1872–1874. Zwölf arktische Landschaften mit episodischen Darstellungen, nach der Natur gezeichnet von Julius Payer, gemalt von A. Obermüllner. In Photographien (Fr. Bruckmann) fol. erschienen.
2. Die Bai des Todes. Untergang der letzten Mitglieder der John Franklin-Expedition. Lebensgr. Figuren. Bez: J. von Payer 1883. – Münch. KV., Ende 83; Sedelmeyer’s Oesterr.-ungar. Gemälde-A. in Paris, eröffnet 24. April 84; durch Sedelmeyer im Sommer 84 auch in Wien ausgestellt; Berl. Künstlerverein Anfang 85: Berl. Jub.-A. 86; Par. Salon 87; Par. WA. 89.
3. Das Verlassen der Schiffe am 22. April 1848. Aus der Leidensgeschichte der Franklin’schen Eypedition. Ende 1886 vollendet. – Par. Salon 87; Schulte’s Ddf. Salon, Frühj. 88; Antwerp. int. KA. 88.
4. Der Abschied John Franklin’s von seinen Gefährten, welche das Sterbelager ihres Führers tief erschüttert umstehen, 11. Juni 1847. (12 Figuren). – Par. WA. 89; Schulte’s Berl. KA., Anfang 90; Berl. int. KA. 91.
5. Eismeister Grogan. Portraitstudie zum Bilde „Franklin’s Tod“. – Wiener JA, 90.
6. „Nie zurück!“ Das Verlassen des „Tegetthoff“ an der Küste des Kaiser Frans Joseph-Landes am 20. Mai 1874. Erinnerung an die erste österreichisch-ungarische Nordpolexpedition 1872–1874 unter Führung des Linienschiffs-Lieutenants Carl Weyprecht und des Oberlieutenants Julius v. Payer. In kaiserlichem Auftrage für das kunsthistor. Hofmuseum zu Wien gemalt. Bez: Julius von Payer. 1892. h. 3,21, br. 4,61. Abb. „Illustr. Z.“ 93. – Wiener JA. 92.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Berichtigung siehe Berichtigungen: S. 230 b, Z. 17 v. o., beizufügen: Eine öffentl. Ausstellung zweier gr. Wandgemälde („Jesus bei Martha u. Maria“ u. „die Hochzeit zu Cana“) u. eines Türbogenfeldes („Ein Ehepaar unter dem Kreuze Christi“) fand im Dresd. Atelier des Künstlers auf der Brühl’schen Terrasse vom 29. März bis zum 8. April 1898 statt.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich von Boetticher: Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts – Zweiter Band. Fr. v. Boetticher’s Verlag, Dresden 1898/1901, Seite 230. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Malerwerke_des_neunzehnten_Jahrhunderts_Zweiter_Band.pdf/235&oldid=- (Version vom 2.4.2024)