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Pechmann, Heinrich Freih. von, Portrait-, Genre- und Historienmaler, geb. zu Würzburg am 10. März 1826, war Schüler der Münch. Akad. u. des Historienmalers Phil. Foltz, trat darauf 1848 in Militärdienst, den er jedoch schon 1853 verliess, u. bereiste 1858 Frankreich u. 1863–64 Italien. Zu seinen grösseren Werken gehören vier Fresken im Bayr. Nationalmuseum u. sechs stereochromische Wandgemälde in der Kapelle zu Staffelsee in Bayern. Lebt als Conservator u. Director der Neuen Pinakothek in München.

1. Heimfahrt von der Kindtaufe. Fischerfamilie auf dem Chiemsee. Cromolith. von C. Feederle. (König Ludw.-Album.) gr. qu. fol. – Münch. d. allg. u. histor. KA. 58.
2. Zwei Mädchen aus Südtirol mit einem Kinde spielend. – Münch. 1. allg. d. KA. 54.
3. Jacob u. Rahel am Brunnen. – Münch. int. KA. 58.
4. Abendlandschaft. – Münch. int. KA. 79.
5. 6. S. Dominicus; Junge Liebe.

Pecht, August Friedrich, Historien- u. Portraitmaler, Zeichner und Kunstschriftsteller, geb. zu Konstanz am Bodensee am 2. Oct. 1814, ging im Oct 1833 über Lindau nach München, wo er in der Akademie gleich Aufnahme fand u. sogar am Abendactzeichnen teilnehmen durfte, bei welchem Schnorr, Heinr. Hess u. der Bildhauer Eberhard corrigirten, während Professor Clemens Zimmermann durch seine Fresken im Corridor der Bibliothek fast völlig in Anspruch genommen war. Nach mehrmonatlichem Besuch der Akademie trat P. in die lithograph. Anstalt Franz Hanfstaengl’s in München, dem er 1835 auch nach Dresden folgte, um demselben bei der lithographischen Ausgabe des Dresdner Galeriewerkes behilflich zu sein. Während seines Dresdner Aufenthaltes, der bis 1837 dauerte, besuchte P. die Berliner ak. KA. von 1836, befreundete sich mit Ludwig Richter u. Rietschel und malte mehrere Portraits, welche Tätigkeit er 1838 u. 1839 mit Erfolg in Leipzig fortsetzte. 1839–41 war er unter Delaroche, in dessen Atelier er trat, bei Winterhalter u. Delacroix in Paris tätig, wo er auch des Umgangs mit Laube, Richard Wagner und Heine genoss. 1841–42 lebte er als Genre- u. Portraitmaler in seiner Vaterstadt, 1843–44 in gleicher Tätigkeit in München, hier Kaulbach u. Genelli näher tretend. Noch 1844 folgte er einem Ruf nach Leipzig, um mehrere grosse Bildnisse zu malen, deren Ausführung bis 1846 dauerte. Hier verkehrte er mit Moritz Hartmann, Alfred Meissner, Auerbach und Freytag und war 1845 auch mit Preller in Weimar bekannt geworden. 1846–47 lebte er wieder in Dresden in einem Kreise, dem Hänel u. Schnorr angehörten, und von hier aus unternahm er seinen ersten Ausflug nach Italien. Das nächste Jahr (1848) führte ihn auf kurze Zeit nach London, 1848–49 war er in Frankfurt a. M. und kehrte nach einem Besuch in Constanz in letzterem Jahre nach Dresden zurück, wo er bis 1851 blieb u. ausser anderen Arbeiten ein Genrebild aus dem Befreiungskriege malte. Die Jahre 1849–51 waren Italien gewidmet. Aus der Zahl der Künstler, die ihm hier begegnet, seien Passini, Ruskin, Overbeck, Alfred Rethel, Karl Werner und Swertschkow genannt. Seine Rückreise machte er über Wien nach München, das er 1854 zu dauerndem Aufenthalt wählte, wenn derselbe auch durch Reisen nicht selten unterbrochen wurde, wie durch die nach Ostende, Wien und den Besuch der Pariser WA. von 1867, welchem wir Pecht’s „Pariser Briefe“ danken. Im August 1869 u. mehrere folgende Sommer weilte er in Konstanz, mit Ausmalung des berühmten Conciliumssaales daselbst beschäftigt, im Mai 1879 reiste er nochmals nach Italien, 1883 endlich über Hamburg u. Bremen zur WA. nach Amsterdam. Pecht ist Badischer Hofmaler u. besitzt die Med. des Wiener WA. 73.

I. Oelgemälde.

1. Frömmigkeit u. Koketterie. – Leipz. KA. 41.
2. Ein Dienstmädchen betrachtet einen Kranz, den sie im Zimmer einer Braut gefunden. – Karlsr. KV. 44, angek. f. d. Verlosung.
3. Krönung Goethe’s durch Corona Schröter im Park zu Tieffurt nach Aufführung der Iphigenia. – Anfang 1848 in Leipzig ausgestellt.
4. Familienscene in Preussen bei Ausbruch des Befreiungskrieges 1813. Die Tochter opfert ihren Schmuck, während der Sohn, bereit als Landwehrmann in’s Feld zu ziehen, den Segen des Vaters erbittet. – Dresd. ak. KA. 51.
5. Episode aus dem Einzuge der österr. Truppen in Venedig 1849. Bez: Fr. Pecht p. 1854. h. 1,63, br. 2,16. E: Rudolphinum Prag seit 1882. Eine als „Uebergabe Venedig’s an Radetzky“ bezeichnete Wiederholung in der Gal. zu Oldenburg befand sich auf der Oldenb. KA., Sommer 85. Galvanogr. von L. Schöninger. roy. qu. fol.
6. Goethe am Hofe Carl Friedrich’s, Markgrafen v. Baden, 1775, bei Anwesenheit Carl August’s von Sachsen-Weimar, sein Faust-Fragment vorlesend. Bez: Fr. Pecht pt. E: Grossh. v. Baden. – Münch. KV., Sommer 60; Stuttgart 1860; Kölner allg. d. u. histor. KA. 61; Par. WA. 67. Eine etwas veränderte Wiederholung: Wiener int. KA. 69. Nach dieser Wiederholung gest. von H. Droehmer. imp. qu. fol.
7. Schiller’s Empfang in Mannheim nach der ersten Aufführung der „Räuber“. Vollendet 1865. Ausgestellt in Stuttgart im Gebäude der Kunstschule 66.
8. Heinrich VIII. mit Anna Boleyn auf dem Feste des Cardinals Wolsey. Der König führt sie zum Tanz. Etwas mehr als Halbfiguren. Bez: Fr. Pecht. h. 0,27, br. 0,39. E: Galerie Schwerin. Stahlstich von J. L. Raab in Brockhaus’ „Shakespeare-Galerie“, qu. fol. – Wiener JA. 71; Hamb KA. 72.
9. Lear mit Cordelia. Shakespeare’s „König Lear“, V. Act.
10. Intérieur, Herbst.
9 u. 10 Wiener WA. 73.
11. Prinz Heinz am Sterbebette seines Vaters, Heinrich’s IV., dessen Ratschläge empfangend. Nach Shakespeare’s „Heinrich IV.“, zweiter Teil. Gest. von J. Bankel. qu. fol. – Münch. KV. 73; Münch. Local-A. der Kunstgenossenschaft 75; Stuttg. KV., Anfang 78.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich von Boetticher: Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts – Zweiter Band. Fr. v. Boetticher’s Verlag, Dresden 1898/1901, Seite 231. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Malerwerke_des_neunzehnten_Jahrhunderts_Zweiter_Band.pdf/236&oldid=- (Version vom 23.7.2023)