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und mich niemals hingeben den niederbeugenden, entmuthigenden Sorgen über des Lebens Bedürfnisse und Entbehrnisse. Der du das Leben gibst, wirst auch des Lebens Bedarf und Unterhalt geben; der du dem Thiere des Feldes sein Brod gibst, den jungen Raben, wornach sie schreien: du wirst auch mich nicht ausschließen von den Gaben und Spenden deiner milden Hand. Um eines nur, bete ich zu dir, Allvater: Verleihe mir Einsicht und Verstand, daß ich deine Gaben mit weisem Herzen genieße und deine Segnungen niemals mißbrauche. Erleuchte mich, daß ich stets meines Vorzuges über das Thier mir bewußt, meiner höhern Bestimmung würdig lebe, daß ich nicht anheimfalle den thierischen Gelüsten, nicht untergehe und versinke in den Schlamm der Sünde, sondern immer besser und vollkommener werde, immer würdiger deines Wohlgefallens, und immer höher mich erhebe zu dir, der du den Menschen geschaffen hast zu einem heiligen Leben auf Erden und zu einem seligen Fortdauern im Jenseits. Amen.


Am Freitag.

 Und Gott sprach:
„Wir wollen einen Menschen machen
in unserm Ebenbilde in Aehnlichkeit mit uns.”
 (1. B. M. 1, 26.)

Groß bist du, o Gott, in deinen sichtbaren Wundern und Werken; und größer noch in deinem unsichtbaren Wirken und Walten.

In den sechs Schöpfungstagen hat dein allmächtiges Wort diese große, herrliche Welt ins Dasein gerufen, die Erde, und was sie füllet, die Thiere und die Pflanzen, den erquickenden Thau und den leuchtenden Sonnenstrahl. Und als sie dastand, die Welt in ihrer Herrlichkeit, führtest du ihr den Menschen zu, auf daß er erkenne all die Herrlichkeiten, daß er genieße all das Geschaffene und dich preise, der du so gütig und so huldvoll bist.

Allgütiger, Welten preisen dich, Engelschöre lobsingen dir, und wie sollte nicht erst der Mensch, der Sohn der Erde, dich anbeten und preisen, den du also bedacht, also väterlich begabt hast, und gesegnet, geehrt und verherrlicht.

Ja, mein Gott, ich will dich anbeten, dich preisen durch ein Leben voll Tugend, voll Heiligkeit und Reinheit, voll Gottesfurcht

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Fanny Neuda: Stunden der Andacht. Wolf Pascheles, Prag 1858, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Neuda-Stunden_der_Andacht-1858.pdf/27&oldid=- (Version vom 1.8.2018)