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der Zuhörer, oder nach individueller Laune und Stimmung, worauf Wohlbefinden und Gesellschaft, selbst das Wetter und die Luft, tausendfachen Einfluß haben. So daß, wenn wir hier diplomatische Genauigkeit in der Darstellung der Sagen nach ihrer ganzen Originalität verlangten, oft zehn und mehrere Erzählungen derselben Sage neben einander aufgestellt werden müßten, aus denen der Forscher, mit der angestrengtesten Kunst, und bei allen Regeln der Kritik, doch oft das ganz ächte Urbild nicht vollständig herausfinden würde. Der Grund davon liegt theils darin, weil jeder Denker in gewisser Rücksicht auch Dichter ist, seine Rede sey gebunden oder ungebunden, theils in dem Gange der Zeiten. Nur in der Kinderperiode der Geisteskultur werden Sagen ganz wörtlich wiederholt; in den spätern Zeiträumen finden zahllose Abänderungen statt. – Belege des Gesagten bieten die verschiedenen Darstellungen griechischer Mythen in verschiedenen Dichtern, und, in Absicht der Volkssagen

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Johann Karl Christoph Nachtigal: Volcks-Sagen. Wilmans, Bremen 1800, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Otmar_Volcks-Sagen.pdf/52&oldid=- (Version vom 1.8.2018)