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Seite:P. Florian Baucke, ein deutscher Missionär in Paraguay (1749 - 1768).pdf/143

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zerspringen, da die Trennung nun unvermeidlich war. Um den Schmerz des immer fortgesetzten Abschiednehmens zu verringern, gab ich meinen Wunsch zu erkennen, niemand solle mir das Geleite geben, und besonders solle mein teurer Domingo zurückbleiben, um den neuen Pfarrer zu schützen und ihm mit Rat und Tat an die Hand zu gehen. Aber vergebens. Als wir aufbrachen, saß Domingo mit fünfundzwanzig Indianern zu Pferde und ritt mit uns. Die ganze Gemeinde rang die Hände und wehklagte, so daß sogar die Kommissäre tief erschüttert wurden. Von allen Zungen erschallte der Ruf: „Gehet und reiset, Väter, aber kehret in kurzer Zeit zurück!“

Auf der Reise nach Santa Fé kamen wir an der Wohnung meines Freundes vorbei, jenes Offiziers, der zu St Peter bei mir gewesen war und mir die Nachricht unserer Vertreibung nach S. Xavier gebracht hatte. Er und seine ganze Familie zerflossen in Tränen. Wir durften nicht stillhalten; und als er nachritt und um Erlaubnis bat, mich sprechen zu dürfen, wurde sie ihm abgeschlagen und ihm bedeutet, dies wäre wider den ausdrücklichen Befehl des Königs. Seine Frau sandte uns Lebensmittel nach, die man uns anzunehmen gestattete.

Vor der Stadt mußten wir Halt machen. Sechs Soldaten kamen, um uns sechs Missionäre zu bewachen und zu verhindern, daß wir uns mit jemand besprächen. Da die Kommissäre dem Kommandanten berichteten, es seien Indianer mit uns gekommen, ließ er dem Domingo befehlen abzuziehen. Dieser aber, seines Zornes nicht Meister, redete derart, daß ich erstaunte und mir dachte, ich würde wohl in Ketten nach Spanien gebracht worden sein, wenn ich mir seine Ausdrücke erlaubt hätte. „Es kann nicht wahr sein“, donnerte er sie an, „daß euer König[1] befohlen, uns unsere Väter zu rauben, noch viel weniger, daß wir mit ihnen gar nicht reden sollen. Ihr habt dies vielleicht unter euch ausgesonnen. Eure Tücke, die ihr gegen uns und gegen unsere


  1. Der arme schwache König Karl III. von Spanien war das Opfer der rücksichtslos mit allen Mitteln tückischer Verleumdung betriebenen Hetze gegen die Jesuiten, das willenlose Werkzeug in der Hand des Ministers Aranda geworden, der wie Pombal in Portugal und Choiseul in Frankreich ein Todfeind des Jesuitenordens war. Vgl. Weld, History of the Suppression of the Society of Jesus, London 1877.