Seite:P. Florian Baucke, ein deutscher Missionär in Paraguay (1749 - 1768).pdf/69

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Bild 10. Lanzen der Mokobier.

Wir berichteten an P. Provinzial und an den Kommandanten zu Santa Fé, daß wir höchstwahrscheinlich eine Vermehrung unserer Kolonie bekämen, und baten sie, den Gouverneur zu Buenos Aires zu vermögen, uns Hornvieh zu schicken. Wir erhielten – Vertröstungen. Der P. Provinzial erlaubte uns jedoch, bei den Missionen der Guaranier, vierhundert Meilen von uns entfernt, Hilfe zu suchen. Sie unterstützten uns auch sehr großmütig, indem sie uns fünfhundert Stück Hornvieh zutrieben und sich anheischig machten, uns jährlich so viel Tabak, Tee und Baumwollenzeug zu geben, als man für fünfhundert Taler kaufen könne, und zwar so lange, bis wir selbst im stande sein würden, uns durch eigene Erzeugnisse zu ernähren[1]. Sie verlangten als Entgelt nur dies eine, unsere Leute sollten ihnen jene Kinder zurückstellen, die sie ihnen vor vielen Jahren noch im Stande der Wildheit geraubt hatten. Unsere Leute waren auch auf mein Zureden sogleich dazu bereit. So hatte ich die Freude, den gütigen Guaraniern dreiundsiebzig junge Leute zurückzusenden. Hätten nicht die immerwährenden Trinkgelage mit ihren traurigen Folgen uns Kummer verursacht, so wäre nur wenig Anlaß gewesen, über unsere Indianer zu klagen. Doch gelang es uns, wenigstens die Mordtaten zu verhindern, zu denen der Zustand der Trunkenheit oftmals geführt hatte. Es wurde ein Befehl durchgesetzt, daß, sobald die Indianer sich zu einem Freudengelage versammelten, ihre Lanzen an einen entfernten Ort gebracht werden müßten. Hierzu boten die Weiber gern die Hand. Entstand nun, wie gewöhnlich, Zank und Streit, so blieb es doch nur bei Faustkämpfen,


  1. Über den hohen wirtschaftlichen Aufschwung der älteren Reduktionen, besonders unter den Guaranis, über verschiedene Landesprodukte, über Gewerbe, Industrie und Handel, über Eigentumsverhältnisse und Güterverteilung, über Nahrung, Kleidung und relativen Wohlstand vgl. Wetzer und Weltes Kirchenlexikon IX, bes. Sp. 1466 ff.