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Hitze ausströmte. Zuweilen erfolgten kleinere Explosionen hohler Aststücke, zuweilen prasselten aus der Krone verkohlte Holzmengen herab, zuweilen sauste auch ein jämmerlich verbrannter Kadaver eines Affen oder eines noch nicht flüggen Aasgeiers hernieder. Diese barbarische, übereilte und nur durch die Angst veranlaßte Feuersbrunst, die Fremden könnten den Sender irgendwie entdecken, gewann noch dadurch eine gesteigerte Bedeutung, daß Terkellens feine Nase einen kräftigen Benzingeruch gespürt hatte und auch unweit der auf ihren tadellosen Reittieren abwartend in engem Trupp vereinten dreißig Dscharani mehrere Benzinkannen stehen sah. Mossala Dschin hatte also, um den Baobab schnellstens und gründlichst zu vernichten, offenbar von Tschan die Herausgabe von Benzin verlangt.

Terkellen tat so, als übersähe er dies. Er übersah nichts. Regungslos starrte er nach dem flammenden Riesenfanal hinüber, und die Finger seiner Linken massierten sanft das kantige Kinn, während seine Augen von den Lidern halb bedeckt blieben. Sein Argwohn, Mossala Dschin habe mit seiner Leibwache auserwählter Krieger die Beduinin verfolgt, sie hier im Baobab vermutet und sie mit verbrennen wollen, nahm immer bestimmtere Formen an. Mit Hilfe des Benzins und trockener Gräser und Dornen und Mimosen mußte der Baumgigant im Nu aufgeflammt sein.

Dann erinnerte sich Terkellen eines ähnlichen Erlebnisses während einer Gewitternacht in der südlichsten Provinz des Sudan, in Bahr el Gazal.

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W. von Neuhof: Rauschgiftpatrouille. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Rauschgiftpatrouille.pdf/125&oldid=- (Version vom 1.8.2018)