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nächsten Nacht auf bisher ungeklärte Art aus dem Gefängnis entwichen. Bewers meint, die Verseuchung Chartums mit Opium erfolge ganz systematisch und hänge aufs allerengste mit der gespannten politischen Lage in Europa zusammen. Wenn Rußland zum Kriege gegen die Mittelmächte schritte, erklärte er weiter, könnte England nicht untätig bleiben, und dann sei der Sudan für eine neue Aufstandsbewegung reif, da die Eingeborenen sehr wohl wußten, wie notwendig England dann jeden einzelnen Mann und alles Kriegsmaterial auf dem Kontinent brauche. Bewers blickt jedenfalls sehr ernst in die Zukunft, und wie weit der Europäerhaß hier in Chartum bereits durch dieses schändliche Gift aufgepeitscht ist, haben wir drei damals am eigenen Leibe erfahren: Wir wurden vor der kleinen Akbar-Moschee mit Steinen beworfen, und der Hauptmann sah sich genötigt, ein paar scharfe Schüsse abzugeben.“

Theresa hatte in Erinnerung an den einen faustgroßen Stein, der ihren linken Oberschenkel getroffen und dort einen noch heute sichtbaren blaugrün verfärbten Fleck zurückgelassen hatte, sich immer mehr ereifert und ihre Stimme immer stärker anschwellen lassen.

„… Sie werden doch zugeben müssen, Reverend“, schloß sie ihre leidenschaftlichen Sätze, „daß es mir als Frau, als Europäerin unbegreiflich erscheint, wie Sie, gerade Sie als Geistlicher und Missionar eine Unsitte mitmachen können, die nach Ihren eigenen Angaben die natürlichen Hemmungen

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Rauschgiftpatrouille. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Rauschgiftpatrouille.pdf/19&oldid=- (Version vom 1.8.2018)