Seite:Rauschgiftpatrouille.pdf/197

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

der etwas verängstigten Frau, die ihr Geheimnis bisher so streng gehütet hatte. Theresa von Bruck kämpfte mit sich. Aber sie drängte schließlich doch alle Bedenken zurück.

„Es war Brex … oder sein Geist“, flüsterte sie scheu. „Er sagte nur, daß er mich nie vergessen habe und sich unendlich freue, mich wiederzusehen. Er fügte noch etwas hinzu, aber mir drohten die Sinne zu schwinden, ich schloß die Augen, und nachher war die Erscheinung verschwunden. Doch das Glücksgefühl, das mich erfüllte, und eine seltsame Klarheit des Geistes gaben diesem Erlebnis eine Bedeutung, die weit über die einer Vision hinausging.“

Bewers verbeugte sich leicht. „Ich danke Ihnen, Theresa …“ Er sprach überaus herzlich. „Wir wollen uns jedoch nicht länger absondern. Da, – Seine Hoheit ehrt gleichfalls Ihren toten Gatten …“

Sultan Mossala Dschin, der auch heute bis auf das Kopftuch europäisch gekleidet war, hatte seinen Tragestuhl zum Grabe tragen lassen, und die übrigen Herren hatten sich ihm angeschlossen. Er nahm einem der Offiziere seiner Leibwache die bereitgehaltenen Palmwedel und Blütenzweige ab und wollte sie gerade neben die Grabplatte legen, als von der Höhe des Wachtturmes einer der dort horstenden Aasgeier mit schrillem Krächzen herabflatterte und dann schwer und offenbar ohne Kraft auf das Gestein des Hofes aufschlug, wo er nach einigen matten Flügelschlägen verendete.

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Rauschgiftpatrouille. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 197. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Rauschgiftpatrouille.pdf/197&oldid=- (Version vom 1.8.2018)