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an dem kleinen Klapptisch eifrig seine Notizen ergänzte, verstummte das vom Nachtwind herübergetragene Kläffen, Knurren und häßliche Lachen von Schakalen, Füchsen und Hyänen, die draußen am Wüstenrand um die Überreste einer von Bewers erlegten Antilope stritten, so plötzlich, daß Theresa unwillkürlich den Zeltvorhang in der Hand behielt und angespannt lauschte.

Der schrille Pfiff eines Nachtfalken zerschnitt die beklemmende Stille, viermal wiederholte sich der helle, überlaute Pfiff und Theresa wechselte die Farbe. Ihr Herz schlug schneller, das Blut brauste ihr in den Ohren, und am liebsten hätte sie in diesem entscheidenden Augenblick das getan, wozu sie ihr jäh erwachtes Gewissen mit aller Macht drängte: Ihren Gatten gewarnt! – Sie wußte ja, was der Pfiff bedeutete, sie ahnte auch, weshalb die vierfüßigen Aasfresser dort draußen so plötzlich ihr Gezänk eingestellt hatten. Die Stunde der Entscheidung war da, und diese Stunde fand Theresa hilflos, gelähmt und zitternd vor Furcht und peinvoller Erwartung als eine Mitschuldige des bleichen, haßzerfressenen Asketen vor. Halbirre Gedanken taumelten durch ihr Hirn … Brex hatte versprochen, ihren Gatten zu schonen und nur im äußersten Notfalle Gewalt anzuwenden … Ihre Kehle war wie zugeschnürt. Sie wollte schreien, sie brachte keinen Ton über die zuckenden, trockenen Lippen. Dann blitzten auch schon die ersten Schüsse auf, hellbraune Mäntel flatterten wie Riesenfledermäuse, urplötzlich aus dem zerklüfteten Boden wachsend, über die

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W. von Neuhof: Rauschgiftpatrouille. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 83. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Rauschgiftpatrouille.pdf/83&oldid=- (Version vom 1.8.2018)