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Walther Kabel: Treibjagd auf Schlangen. In: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Jahrgang 1913, Bd. 11, S. 221–225

wurde denn auch auf ebenso praktische wie auch verhältnismäßig einfache Weise erreicht. Auf Antrag des Residenten stellte man ihm sechs Kompanien vom 8. Schützenregiment zur Verfügung. Ebenso erklärten sich die meisten Offiziere der umliegenden Garnisonen freiwillig zur Teilnahme an dem Vernichtungskriege gegen die Reptilien bereit.

Das Frühjahr 1911 war ungewöhnlich trocken und der Pflanzenwuchs der Bhartpurebenen daher durch die Sonne völlig verdorrt, so daß es keine Schwierigkeiten machte, die Schlangen durch Niederbrennen des Dickichts aus ihren sonst unzugänglichen Schlupfwinkeln herauszuräuchern. Am 14. April 1911 hatte ich Gelegenheit, dem ersten dieser Treiben beizuwohnen. Es handelte sich um ein Gebiet von etwa 8000 Quadratmeter Größe, den reptilienreichsten, unwegsamsten Teil der Residentschaft, der zunächst von dem giftigen Getier gesäubert werden sollte.

Die Vorbereitungen waren einfach genug. Es wurde durch das Militär rings um das betreffende Landstück ein etwa 70 Meter breiter Ring durch Feuer vom Grase befreit, so daß der Brand später nicht weiter als gewünscht um sich greifen konnte. Am Jagdtage selbst herrschte ein nur mäßiger Wind, der von den Höhen des Himalaja herab in der Richtung nach Südwest wehte und dem Vorhaben durchaus günstig war. Wir Offiziere hatten uns am Rande des kahlen Schutzstreifens in Abständen von etwa 200 Metern postiert. Zwischen uns waren Unteroffiziere und Mannschaften aufgestellt, die zum Teil ebenso wie wir mit Schrotflinten bewaffnet waren. Neben jedem Offizier standen zwei Büchsenspanner mit Kugelgewehren, da man wußte, daß sich innerhalb des Triebes auch größeres Raubwild befand, mit dessen Hervorbrechen bestimmt zu rechnen war. Ich selbst hatte mir einen Platz an der rechten Längsseite des derart eingekreisten Geländes ausgesucht.

Gegen sechs Uhr morgens begann die Jagd. Durch Hornsignale, die in unserer Kette weitergegeben wurden, verständigte man uns, daß das Gras und das Gestrüpp an der Nordostseite des umzingelten Geländes angezündet worden war. Kurz darauf bemerkten wir auch schon am Horizont dichte Rauchwolken

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Walther Kabel: Treibjagd auf Schlangen. In: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Jahrgang 1913, Bd. 11, S. 221–225. Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1913, Seite 222. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Treibjagd_auf_Schlangen.pdf/3&oldid=- (Version vom 1.8.2018)