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Walther Kabel: Treibjagd auf Schlangen. In: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Jahrgang 1913, Bd. 11, S. 221–225

und roten Feuerschein, die, vom Winde in der gewünschten Richtung vorwärts getrieben, langsam näher gerückt kamen. Bald wurde es vor uns lebendig. Allerlei Wild huschte durch das Dickicht jenseits des kahlen Streifens, vermied es aber zunächst noch, sich der Schützenlinie bis auf Schußweite zu nähern. Verabredungsgemäß sollte nur auf Raubzeug und Schlangen geschossen, alle anderen Tiere aber geschont werden. Jetzt knallten links von mir die ersten Schüsse. Immer mehr näherte sich das Feuermeer. Schon sah ich deutlich die roten Flammenzungen zum Himmel lecken.

Plötzlich zeigt mein eingeborener Diener Monsa auf einen dunklen Körper, der sich vor mir zwischen Akazienbüschen hindurchdrückt. Jetzt habe ich den Kopf deutlich vor Augen. Es ist ein Lippenbär, ein großes, starkes Exemplar. Ich reiße dem Büchsenspanner die Kugelbüchse aus der Hand. Zu spät. Schon blitzt es neben mir bei Leutnant Ranlay auf. Der Bär macht einen Satz in die Luft und bleibt dann regungslos liegen. Kopfschuß also. Ein paar Eingeborene stürzen über den verkohlten Grasstreifen und schleppen das mächtige Tier nach Ranlays Platz hin.

Immer häufiger knallen die Schüsse. An dem Klang erkenne ich, daß es meist Schrotflinten sind. Schon werde ich ungeduldig. Das Jagdfieber hat mich gepackt. Ein paar wilde Hunde kommen dahergerannt. Einer nach dem anderen überschlägt sich schwer getroffen. Den letzten streckt meine Kugel nieder. Und dann windet es sich über den schwarzen, verbrannten Boden auf mich zu. Deutlich sind die dicken Köpfe von Brillenschlangen zu erkennen. Ein Unteroffizier links von mir schießt. Die Schrote wühlen die Erde auf. Das vorderste Reptil krümmt sich zusammen, macht kehrt. Ich reiße meine Doppelbüchse an die Backe. Der Körper der Brillenschlange schnellt hoch, windet sich wild hin und her. Auch die beiden anderen werden schnell abgetan. Die Schrotbüchse wirkt hier vorzüglich. Kleinere Baumschlangen fahren aus dem Gestrüpp heraus. Die mit Stöcken bewaffneten Eingeborenen schlagen sie tot. Einen Schuß wären sie nicht wert. Noch vier mächtige Kettenvipern kommen auf meine Rechnung.

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Treibjagd auf Schlangen. In: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Jahrgang 1913, Bd. 11, S. 221–225. Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1913, Seite 223. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Treibjagd_auf_Schlangen.pdf/4&oldid=- (Version vom 1.8.2018)