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Walther Kabel: Treibjagd auf Schlangen. In: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Jahrgang 1913, Bd. 11, S. 221–225

Zu meinem Bedauern war es mir aus dienstlichen Gründen nicht möglich, auch noch den fünf weiteren Treiben, die im Laufe der nächsten Tage abgehalten wurden, beizuwohnen. Auch bei diesen handelte es sich stets um Gegenden, die wegen ihrer Unzugänglichkeit seit langem geradezu als Schlangenbrutstätten bekannt waren. Von Kameraden erfuhr ich dann, daß die sechs Jagdtage insgesamt 921 Giftschlangen, 3 Tigern, 4 Bären und einigen vierzig Wölfen und wilden Hunden das Leben gekostet hatten.

Als ich dann ein Vierteljahr später bei Gelegenheit eines militärischen Übungsmarsches jenes Gebiet, auf dem die erste Treibjagd stattfand, besichtigte, war von den Verwüstungen, die das Feuer in der Vegetation angerichtet hatte, nirgends mehr eine Spur zu erblicken. Glückliches Indien, dessen Klima wie durch einen Zauberspruch im Verlauf weniger Wochen eine üppige Grasdecke emporschießen läßt, und wo Bäume und Sträucher trotz der schwersten Brandwunden überall neue Triebe und Schößlinge ansetzen – glückliche Residentschaft Bhartpur, die dank dieser energischen Maßnahmen für alle Zeit den Namen ‚Schlangenparadies‘ verloren haben dürfte, und auf deren Graslichtungen jetzt der Hindu ungefährdet seine Hütte aufschlagen, seine Herde weiden lassen kann!“

W. K.
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Walther Kabel: Treibjagd auf Schlangen. In: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Jahrgang 1913, Bd. 11, S. 221–225. Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1913, Seite 225. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Treibjagd_auf_Schlangen.pdf/6&oldid=- (Version vom 1.8.2018)