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Walther Kabel: Verräterisches Parfüm (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 3)

im Werte von 24 000 Mark mit dem mitgebrachten, in der Form und Fassung durchaus gleichen Falsifikat vertauschten. Unerkannt verschwanden sie mit der Beute aus Berlin.

Sie verrieten sich aber durch eine kleine Unvorsichtigkeit. Die Michalescu gebrauchte stets ein bestimmtes Parfüm, und zwar Opoponax, das ihr zum Verhängnis wurde, denn nach diesem dufteten die unechten Perlen, die sie gegen das echte Kollier eingetauscht hatte. Und dieses Parfüm führte die Verhaftung der hochstaplerischen Rumänin herbei. Die Berliner Kriminalpolizei richtete nämlich sofort nach dem Diebstahl eine Anfrage an die Polizeiämter der europäischen Großstädte, ob dort vielleicht eine Gaunerin bekannt sei, die sich stark mir Opoponax zu parfümieren pflege. Aus Wien kam umgehend[WS 1] die Antwort, daß die mitgemeldete ungefähre Personalbeschreibung und das Parfüm auf eine gewisse Nannette Michalescu passe. Drei Tage später konnte das Paar in Czernowitz verhaftet werden. Von den einundsechzig gestohlenen Perlen, die übrigens die Michalescu verschluckt hatte, konnten achtundfünfzig beigebracht werden. Die unhöfliche Polizei förderte die Perlen nämlich durch starke Abführmittel, die man der Schwindlerin gewaltsam einflößte, wieder zutage. –

Eine junge Dame in Genf, die sich verheiraten wollte, hatte ihre Freundinnen eingeladen, sich die Hochzeitsgeschenke anzusehen. Als die Gäste fort waren, merkte sie, daß ein wertvolles goldenes Armband, das Geschenk ihres zukünftigen Gatten, fehlte. Während die junge Braut das leere Kästchen emporhob, empfand sie, wie diesem ein starkes Veilchenparfüm entströmte, und sie wußte, daß es das Lieblingsparfüm einer ihrer Freundinnen war. So erfuhr sie, wer der Dieb gewesen. Die stark parfümierte Hand hatte zu deutliche Spuren hinterlassen, als sie den diebischen Griff ausführte. Törichterweise leugnete das junge Mädchen die Verfehlung entrüstet ab, so daß die Sache der Polizei gemeldet werden mußte. Das Armband fand sich in der Erde eines Blumentopfes im Zimmer der Diebin, die, zu Gefängnis verurteilt, sich durch ihr hartnäckiges Abstreiten ihr ganzes Leben zerstört hatte. –

Ein angeblich belgischer Graf kaufte in London mehrere

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: umgebend
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Walther Kabel: Verräterisches Parfüm (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 3). Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1915, Seite 208. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Verr%C3%A4terisches_Parf%C3%BCm.pdf/3&oldid=- (Version vom 1.8.2018)