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Und weiter: von zwei Schulfreunden hat’s der eine nur bis zum Subalternbeamten, der andere etwa bis zum Regierungsrat gebracht. Dann kennt dieser den Freund nicht mehr! Er könnte sich ja bloßstellen durch eine solche Bekanntschaft – denkt er! Auch hier kann man nur sagen: wie kläglich! Was muß dieser Herr Regierungsrat für ein trauriger Charakter sein! Wie gering muß er sich selbst, seine eigene Persönlichkeit einschätzen, wenn er durch den „subalternen“ Freund in den Augen anderer zu verlieren fürchtet! –

Nochmals: sei bestimmt, energisch, oder ersetze Energie durch Anpassungsfähigkeit; sei aber nicht übertrieben bescheiden! – Man spricht von sogenannten Domestikennaturen, womit Leute gemeint sind, deren Höflichkeit allzeit den Anstrich des Unterwürfigen hat, die nie eine eigene Meinung zu äußern wagen, die stets nur verbindlich lächelnd sich verbeugen und wie verprügelte Kinder wirken. Entweder ist ein solches Benehmen Veranlagung oder der Erfolg falscher Erziehung, oder die Betreffenden glauben, sich durch diese stark hervorgekehrte Bescheidenheit beliebt zu machen. – Sie täuschen sich: sie gehören zu den Menschen, von denen ich noch ganz zum Schluß sprechen werde, zu denen, die jedem auf die Nerven fallen!

Anmaßendes Benehmen ist genau so störend für die Umwelt wie übertriebene Bescheidenheit.

Beliebt ist der überall, der sich zwanglos und natürlich gibt, der nicht stets „posiert“, stets eine Rolle spielt, – der liebenswürdig und offen ist, der höflich gegen Frauen und Ältere, zuvorkommend gegen jedermann ist! Wem Mutter Natur dann außerdem noch ein heiteres Gemüt und die Gabe harmlosen Scherzens mitgegeben hat, der wird überall gern gesehen sein!

Danach richte Dich! Das versuche zu erreichen! –

Und im Berufsleben? Was wähle ich mir da als Richtlinie meines persönlichen Auftretens? – Wer das Vorausgegangene genau gelesen hat, kann sich die Frage selbst beantworten.

Ob Vorgesetzter oder Untergebener, ob Chef oder

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Wie benehme ich mich?. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1921, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wie_benehme_ich_mich.pdf/33&oldid=- (Version vom 1.8.2018)