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sollen nun gleichsam die Quintessenz der Gemütlichkeit darstellen. Dann ist erste Bedingung: intime Beleuchtung! - Herren erscheinen im weggeschnittenen Rock. Damen eleganteres Straßenkleid. – Es ist eine Kunst, diesen 5 Uhr-Tees jenen unnennbaren Reiz zu verleihen, der Gäste immer wieder dorthin zieht, – natürlich nur Gäste, die zum engeren Verkehr gehören. Bei solchen Gelegenheiten kann die Hausfrau beweisen, ob sie Geist und Schick hat. Sie braucht nicht geistreich zu sein; sie muß nur den Weg finden, der andere den Weg in ihr Heim gern wieder finden läßt! – Gereicht wird bei diesen 5 Uhr-Tees eben Tee, Gebäck, Liköre, Zigarren, Zigaretten und kleine Delikatessen. Bier oder Wein anzubieten, ist nicht üblich. Man gruppiert sich zwanglos, plaudert, musiziert und – klatscht ein bißchen, denn ohne Klatsch geht es ja leider nirgends ab. –

Bevor ich zum nächsten Unterabschnitt übergehe, will ich noch der sog. „fliegenden Tafel“, auch „kaltes Büfett“ oder „Rafftisch“, ein paar Worte widmen.

Gerade dieser Art der Speisung unserer Gäste wird viel zu wenig gedacht. Wer Geselligkeit kennt, weiß wie nett ein solcher Gesellschaftsabend mit „fliegender Tafel“ sein kann - kann! Er ist es nur dann, wenn den Gästen behagliche Plätze geschaffen werden. Auch hier rate ich dringend, es einmal mit „gemütlichen Eckchen“, Lampions usw. zu versuchen. Denn eine Abendgesellschaft mit „Rafftisch“ hat stets intimeren Charakter. Um dies zu betonen, strenge die Hausfrau einmal ihr Köpfchen an, um in die Veranstaltung noch eine „persönliche Note“ hineinzubringen.

Erwähnen will ich schließlich noch eins: das Abendessen an kleinen Tischen zu vier, sechs oder acht Personen, – ein Ersatz für die gemeinsame Tafel, wenn den Gastgebern eben kein genügend großes Speisezimmer zur Verfügung steht. Man speist dann vielleicht im Eß- und im Herrenzimmer. Man kann auf diese Weise eine ganze Menge Personen unterbringen. Im übrigen unterscheidet sich ein solches Abendessen in nichts von anderen.

Wir kommen zum nächsten Unterabschnitt, zu:

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Wie benehme ich mich?. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1921, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wie_benehme_ich_mich.pdf/47&oldid=- (Version vom 1.8.2018)