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vorkommen. Ich kann auf ihre Entstehung hier nicht näher eingehen. Jedenfalls spielt dabei der Aberglaube eine gewisse Rolle.

Daß man zu Kondolenzbriefen nur Papier mit schwarzem Rand und ebensolche Umschläge verwenden soll, habe ich bereits früher hervorgehoben. Betonen will ich noch, daß man zu den vorher genannten Schreiben keine Korrespondenzkarten benutzen darf; ebensowenig zu Absagen auf Einladungen. –

Das Äußere des Briefes. – Die Aufschrift auf dem Umschlag muß bei Frauen den Titel des Mannes mitenthalten. Man läßt die Standesbezeichnung nur weg bei Frauen von Kaufleuten. „Frau Kaufmann Helene Meier“ würde andeuten, daß Frau Meier selbst Geschäftsinhaberin ist. – Die Frage, ob man dort, wo es früher üblich, auch jetzt noch der Adresse das „Hochwohlgeboren“ voransetzt, ist unbedingt zu bejahen. Genau so wie man bei Geistlichen vor die Anschrift das „Hochwürden“ nicht weglassen soll. Man kann feststellen, daß auch die Behörden immer mehr zu diesem Brauch zurückkehren. Deshalb darf man ihn im gesellschaftlichen Leben erst recht nicht in die Rumpelkammer tun. Es gibt eben sehr empfindliche Leute, die das fehlende „Hochwohlgeboren“ dem Briefschreiber geradezu als Mangel an Höflichkeit auslegen, genau so wie dessen Abkürzung durch „S. H.“. Will man sich des „Hochwohlgeboren“ bedienen, dann schreibe man es auch aus. Ich persönlich halte es für überflüssigen Ballast. Etwas anderes ist es mit dem Exzellenz-Titel. Diesen fortzulassen, ist ungehörig. Dagegen ist es abgekommen, Exzellenzen in der dritten Person anzureden. Also nicht mehr: „Exzellenz haben die Güte gehabt,“ sondern das – fraglos weniger kriecherisch klingende – allgemein übliche „Sie“. – Der Absender soll sich stets nur auf der Rückseite vermerken.

Der Brief selbst. Ort und Datum rechts einen Fingerbreit unter dem oberen Rande. Mindestens zwei Finger darunter die Anrede, die nicht mit einem Ausrufungszeichen versehen werden soll, sondern mit einem Komma, was eine gewisse Berechtigung hat, da das Ausrufungszeichen

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W. von Neuhof: Wie benehme ich mich?. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1921, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wie_benehme_ich_mich.pdf/85&oldid=- (Version vom 1.8.2018)