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stets daran denken, daß man selbst – Sprachschnitzer nicht vermeiden kann!

Wenn ich nun hier versuche, einige Winke zu geben, wie man richtig und gewandt sich mündlich und schriftlich ausdrücken kann, so wird dies im Rahmen dieses Buches sich nur auf die gröbsten sprachlichen und stilistischen Fehler beschränken können.

Zunächst: Wenn Du ein Buch liest, dann überfliege es nicht, sondern suche zwanglos daraus zu lernen! Präge Dir gewisse stets wiederkehrende Redewendungen ein, schaffe Dir auf diese Weise einen Vorrat solcher Redewendungen, von denen Du bestimmt weißt, sie sind richtig. – Vergleiche in Gedanken beim Lesen Deine Ausdrucksweise, Deine Art, „mir“ und „mich“ und ähnliches zu gebrauchen, mit dem Gedruckten. Treibe auf diese Weise Sprachstudien; verbessere Dein Deutsch durch diese leichte Methode!

Dann: Vermeide (mündlich und schriftlich) sogenannte Satzperioden. Drücke Dich in kurzen Sätzen aus. So wirst Du vielen Fehlern aus dem Wege gehen.

In folgendem will ich nun die am häufigsten wiederkehrenden Sprachfehler kurz beleuchten.

Heißt es Worte oder Wörter? – Beides! Worte haben stets Sinn (Dichterworte), Wörter sind aneinandergereiht ohne Sinn (Wörterbuch). Wenn also der Lehrer in der Schule sagt: „Ihr schreibt zu morgen zehn Worte auf, die auf „ung“ enden,“ so ist das falsch. – Fünf Pfennig oder fünf Pfennige? – Beides! Ich zahle für eine Zigarette fünf Pfennig; aber ich gebe meinem Jungen zum Spielen 5 Pfennige – nämlich 5 einzelne Pfennigstücke. – Friedrich des Großen oder Friedrichs des Großen? Des Rhein oder des Rheins? Die Bildung mit s ist die richtige. – Jemandem oder jemand vertrauen? Beides ist richtig. – Heißt es: „Ich bin größer wie Du“ Nein! „Als Du“. Nach jeder Steigerung steht als, also mächtiger als, besser als. schöner als. Wie steht nur bei Vergleichen: „Er ist genau so groß wie ich“. Nur nach anders steht ebenfalls als. – „Die Leiche wurde nach der Kapelle überführt.“ Falsch! Übergeführt. – Überführt wird nur ein

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Wie benehme ich mich?. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1921, Seite 91. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wie_benehme_ich_mich.pdf/91&oldid=- (Version vom 1.8.2018)