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Verbrecher – und zwar seiner Schandtaten überführt. Dann wird er aber ins Zuchthaus übergeführt. – Ich habe singen gehört oder singen hören? Beides ist gebräuchlich. – Derselbe, dieselbe, dasselbe. Im Deutschen vollständig entbehrlich. Man vermeide es. Es läßt sich stets durch er, sie, es ersetzen, genau so wie welcher, welche, welches nur Sprachschwulst sind. Z. B.: „Herr Müller kam nach Hause. Derselbe fand die Tür verschlossen.“ Weshalb derselbe? Es heißt: „Er fand“ usw. – Genau so falsch, weil schwerfällig, ist folgendes: „Das Haus in dem er wohnte.“ Es heißt: „wo er wohnte“. Oder: „Auf welche Weise ihm der Hut gestohlen worden war, wußte er nicht.“ „Wie ihm“ usw. genügt und klingt gefälliger. – „Ich gehe nach Hause mich umziehen.“ Falsch! „um mich umzuziehen“, muß es heißen, denn sobald jemand einen bestimmtem Zweck mit einer Handlung verbindet, muß „um zu“ stehen. „Er ging in den Garten, frische Luft zu schöpfen“. Also falsch! „Um frische Luft“ usw. Diesen Fehler kann man in den meisten Zeitungsromanen dutzendweise finden. – Es kostet mir viel Geld oder mich viel Geld? Beides ist gebräuchlich. In letzter Zeit gilt „mich“ für vornehmer, aber ohne jeden Grund. – „Wer hat Dir das gelernt?“ - Falsch. Ich lerne etwas; mich lehrt jemand etwas. – „Ich versichere Dir, daß dies die Wahrheit ist.“ Richtig! „Ich versichere Dich“ – dann bin ich Versicherungsagent. – „Dieser Hut steht Dir“, aber: „Dieser Hut kleidet Dich“. – Er hat mir oder er hat mich auf den Fuß getreten? – Beides ist richtig. Aber: „Das schlägt der Wahrheit ins Gesicht“, während man „jemanden ins Gesicht schlägt.“ – Heißt es: dank deiner oder deinen Bemühungen, trotz Deiner oder Deinen Bemühungen? – Richtiger ist „deinen“. Aber der Genetiv nach dank und trotz bürgert sich immer mehr ein. – „Das Mädchen hatte frühzeitig seine oder ihre Mutter verloren?“ – Beides ist gebräuchlich. – Hierzu gehört auch: „Ihr Fräulein Tochter oder Ihre Fräulein Tochter.“ Das letztere ist das richtigere, wird aber selten gesagt oder geschrieben. – Nimmt man eingehende Kenntnis von etwas oder eingehend Kenntnis?

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Wie benehme ich mich?. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1921, Seite 92. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wie_benehme_ich_mich.pdf/92&oldid=- (Version vom 1.8.2018)