Seite:Zwei Taschentücher.pdf/61

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
3. Kapitel.
Das gräfliche Paar.

Eine Stunde später überholte der Jagdwagen, auf dem der Güterdirektor nach dem Gute Szentowo fuhr, auf der Chaussee zwei Musikanten. Bollschwing saß ganz in der Haltung eines Mannes da, auf dessen Haupt allerlei Sorgen lasten.

„Ich möchte Gedankenleser sein,“ meinte Harst. „Wer weiß, worüber der jetzt nachgrübelt.“

„Dann wäre die Detektivarbeit eine Kleinigkeit, Herr Harst, – dann könnte auch ich eine Millionenwette eingehen.“

„Hm – eine Kleinigkeit! Das schon! Aber – auch eine langweilige Geschichte! Jeder Reiz würde schwinden. Gerade das macht ja das Anregende dieses Berufs aus, daß man zu stetem schärfsten Denken gezwungen ist. Ich habe mir zum Beispiel soeben nochmals die Worte durch den Kopf gehen lassen, die von dem, was ich vorhin in Blenkners Garten erlauschte allein Beachtung verdienen. Es ist dies dir halben Sätze aus Bollschwings Munde: „– nie vergessen, daß er ein sehr gefährlicher Gegner ist und –“ Ich bin nicht eingebildet, aber – ich möchte wetten, diese Worte bezogen sich auf mich. Der Direktor wird die Alte vor mir gewarnt haben.“

Max Schraut erklärte, er wäre derselben Überzeugung. Dann fragte er zögernd: „Ich weiß ja, Sie lassen sich nicht gern über Dinge aus, die nur leere Vermutungen sind, aber

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Zwei Taschentücher. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zwei_Taschent%C3%BCcher.pdf/61&oldid=- (Version vom 1.8.2018)