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's alde Radhaus

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Textdaten
Autor: Rudolf Lavant
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Titel: 's alde Radhaus
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Herausgeber: Leipziger Volkszeitung
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 11. Mai 1907
Verlag: Leipziger Volkszeitung
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Erscheinungsort: Leipzig
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[3]

's alde Radhaus.

Ich gann den Blick nich von dir wenden,
Wie lang ich dich ooch angeschaud,
Seiddem se dich an allen Enden
So hibsch mid Bredern hamm verbaud.

5
Seiddem bis undern Hahnebändern [1]

De hechsten Blanken dich umschdehn,
Damid, was se derhinder ändern,
De braven Bärger nich so sehn.

Fern Rad isses je heechst verdrießlich,

10
Wenn unden Gaffer ׳rum sich dreim,

Die in der Gosenschdube schließlich
Ooch andern den Bedrieb beschreim.
Der Gram is ohnehin so deier
Un werd noch weidre Blasen ziehn,

15
So is denn hindr ׳ä dichden Schleier

Der „Umbau“ bis zum Dorm[2] gedien.

Der Dorm — das isses eenzge Gude,
Solider Vorzeid letzder Rest!
Der Dorm der einfallreifen Bude,

20
Er wenigstens schdehd bombenfest.

Zwar, der Balkong gam ooch ins Wanken,
Was alle bessern Bärger schmerzd —
Mer muß nur seinen Schepfer danken,
Daß er nich lange eingeschderzt.

25
Wer weeß, wer weeß, ob nich an Dorme

Sich ooch ä innrer Schaden fand?
Er hield je ׳n schneeden Zeidenschdorme
So viele, viele Jahre Schdand.
Un werder bei ä neien Schdärmchen [3]

30
Als dakdfest widder sich bewährn?

Ich färchde heemlich, ooch das Därmchen
Muß grindlich umgeschusterd wärn.

Un fang se ohm an einzureißen
De Gubberhauwe scheengebogd,

35
Denn werd — ich färchde’s — sich erweisen,

Daß ooch das Middelschdick nischd doogd.
Un denn, denn gommd de schwarze Schdunde,
Wo ooch der letzde Schdern verblaßd,
Weil nämlich, sehn Se, ooch in Grunde

40
Gee Schdeen mehr uffen andern baßd.

                                                            Fritzchen Mrweessesnich.


  1. Kehlbalken, mdart. Hahnebänder oder Hahnhölzer, das oberste Gebälk unter dem Dachfirst, wo die Sparren durch Querhölzer zusammengehalten werden.
  2. Dorm, Turm
  3. Schdärmchen, Sturm, Stürmchen