's moderne Leibzg

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Textdaten
Autor: Rudolf Lavant
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Titel: 's moderne Leibzg
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Herausgeber: Leipziger Volkszeitung
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Erscheinungsdatum: 02. Juli 1907
Verlag: Leipziger Volkszeitung
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Erscheinungsort: Leipzig
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's moderne Leibzg.

Gehd unsereens jetzd dorch der Aldschdadt Schdraßen,
Dorch die mer schon als rubbger Junge gam,
So mechdemer beschdändig Driebsal blasen,
Denn’s alde Leibzg is Sie schon halb begram.

5
Aen Reibau driffd mer aller zwee Minuden

Un ä Balast muß es nadierlich sein;
De alden muffgen finstern Wanzchenbuden,
Die reißd der Meier biedädlos ein.

Es werd mer freilich hundemäßig sauer,

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Den großen Fordschritt derbei einzusehn;

׳s sein eegendlich doch große Vogelbauer
Aus Glas un Eisen, die da so endschdehn.
Es fehld je nich an Gubbeln und an Därmen,
Die ohne Grund se uff de Dächer bring,

15
Jedoch fer die von Herzensgrund zu schwärmen,

Das dud bisher mer schdeds verbei geling.

Ooch in der Vorschdadt siehd mer Heiser schderzen,
Weilnse zu niedrig sein un viel zu gleen,
Die mid Bewundrung un mid Schdaun in Herzen

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Mer eenst als Beersch had selwer bauen sehn,

Un heide ragen lanke Heiserzeilen,
Wo sonst mer dorch de Bardewiesen ging,
Wo mer sich dad mid Bauerreddgen[1] geilen [2]
Un midden Netze Fauenoogen[3] fing.

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Aen alden Leibzger schdreim sich alle Haare,

Wenn ihn noch geene Glatze is bescheerd,
Denn gehds so ford noch änne Mandel[4] Jahre,
So isses alde Leibzg wie weggegehrd.
Von alden werd sich’s neie underscheiden,

30
Wenn nich de Bauwud unsrer Dage ruhd,

Wie sich von „Utzen“[5] der vergangnen Zeiden
Der heidge Schutzmann underscheiden dud.

De Utzen daden rusche Schackos dragen
Un hamm de Schdadt mid schban‘schen Rohr bewacht

35
Wer hädde wohl in jenen fernen Dagen

Fern Bolezisten an än Helm gedachd?
De neie Zeid had needig ihn gefunden
Un dobbeld needig war ä Mordgewehr;
Ehrschd had mer Blemben[6] fersche ׳rausgeschunden

40
Un neierdings muß der Rehwolwer her.

                                                            Fritzchen Mrweesesnich.


  1. Bauerrettig, Flegel, Lümmel
  2. Keilen, sich im Scherze balgen, raufen, prügeln
  3. Pfauenauge, Schmetterlingsart
  4. Mandel, eine Anzahl von fünfzehn
  5. Utze, Schutzmann, Polizist
  6. Blempe, Degenklinge