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Übertrumpft

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Walther Kabel
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Titel: Übertrumpft
Untertitel:
aus: Die Burg. Illustrierte Zeitschrift für die studierende Jugend, 2. Jahrgang, S. 216–217
Herausgeber: Prof. J. Hartorius und Oberlehrer K. Faustmann, Mainz.
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1914
Verlag: Verlag der Paulinus Druckerei
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Erscheinungsort: Trier
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Quelle: Commons
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[216] Übertrumpft. Von W. Kabel.

Unter den Generalen der Freiheitskriege gab es so manche Originale. Wegen ihrer herzerfrischenden Grobheit waren die Brigadekommandeure v. Horn und Hünerbein, die zum Yorckschen Korps gehörten, geradezu berüchtigt. Man nannte sie allgemein nur die beiden „Grobsäcke“.

Am Tage der Schlacht von Möckern ließ Blücher das Korps Yorck gegen die Stellung des Marschalls Marmont vorgehen, wobei die Brigaden v. Horn und Hünerbein den Auftrag erhielten, den Feind in der linken Flanke zu bedrängen. Nebeneinander in etwa 11/2 Kilometer Abstand rückten die beiden Brigaden vor, an deren Spitzen wie immer die „Grobsäcke“ mit ihren Adjutanten ritten. Plötzlich bemerkte Horn, daß Hünerbein die Marschrichtung änderte und einen weiten Bogen machte.

Sofort schickte er einen Ordonnanzoffizier zu ihm und ließ nach der Ursache dieser Bewegungsänderung fragen. Der junge Offizier sprengte in voller Karriere davon und parierte erst so dicht vor Hünerbein sein Pferd, daß dieser mit einer Ladung Sand und Staub überschüttet wurde.

„Herr General von Horn lassen um geneigte Auskunft über die Gründe zu dero Bewegung ergebenst ersuchen“, meldete der Ordonnanzoffizier.

„Hören Sie mal, geehrter Herr Staubmacher“, entgegnete Hünerbein kopfschüttelnd, „so hat der nicht gesagt! Dazu kenne ich den alten Horn viel zu gut. Sie sollten aber auch schon wissen, daß Befehle wörtlich zu wiederholen sind, Herr …!!“

Der Offizier zögerte etwas.

„Zu Befehl … Ich wollte den Herrn General schonen“, erwiderte er schließlich.

Hünerbeins Gesicht nahm eine bedrohliche Färbung an.

„Heraus mit der Sprache, Herr!“ donnerte er. „Hier auf dem Schlachtfelde drechselt man keine Redensarten!“

Daraufhin richtete sich der Offizier stramm auf und wiederholte wirklich wörtlich den Auftrag seines Brigadekommandeurs:

„Reiten Sie mal hin und fragen Sie, warum das alte Hünerbein wie ein Hahn auf dem Misthofe hin- und herspaziert.“

Hünerbein lachte jetzt aus vollem Halse.

„So ist’s brav, Herr Staubmacher. Immer hübsch bei der Wahrheit bleiben! Und nun kehren Sie um und bestellen Sie wörtlich folgendes: …“

[217] Der Adjutant merkte sich wohl den Wortlaut. Aber die Antwort war derart gehalten, daß wieder der Offizier sie in dieser Form seinem General nicht zu übermitteln wagte. Er faßte sie daher bedeutend höflicher, wurde aber gleich nach den ersten Sätzen von Horn mit der energischen Aufforderung unterbrochen, die gewiß bedeutend kürzeren und verständlicheren Worte Hünerbeins ohne Umschweife zu wiederholen.

„Nun denn“, kam der Offizier dem Befehle nach, „Herr General Hünerbein sagte: Wenn das alte Hornvieh den Morast, den ich vor der Front habe, nicht sieht, so muß er schon anderen Dreck im Auge haben, durch den ich auch nicht waten mag.“

Horn war über diesen Bescheid einen Augenblick ganz starr. Dann meinte er kopfschüttelnd: „Donnerwetter, der ist beinahe noch gröber als ich.“

Damit war die Sache erledigt. Denn die beiden „Grobsäcke“ waren Männer, die ein kräftiges Wort niemandem verargten.