„Een Boot is noch buten“

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Titel: „Een Boot is noch buten“
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aus: Die Gartenlaube, Heft 2, S. 25, 40
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1882
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[25]

„Een Boot is noch buten?“
Nach dem Oelgemälde von Prof. H. Knorr in Karlsruhe.

[40] „Een Boot is noch buten.“ (Mit Abbildung S. 25.) Jedes Land, jeder Himmelsstrich bedroht seine Bewohner mit besonderen Gefahren; Bergrutsche und Lawinenstürze sind die Schrecken der Gebirgsvölker; der Samum und die sengende Hitze des Sommers gefährden das Leben der Beduinen der Wüste, und das Meer mit seinen Stürmen und Ueberschwemmungen hält täglich und stündlich die Küstenbewohner in Schach. Aus dem gefahr- und kampfvollen Leben der Letzteren bietet uns unser heutiges Bild eine fesselnde Scene dar.

„Een Boot is noch buten – ein Boot ist noch draußen.“ Dieser Schreckensruf erschallte an einem stürmischen Abende durch die Gassen eines kleinen Fischerdorfes an der Nordseeküste. Sie waren des Morgens in die ruhige See hinausgefahren, die Fischer des Dorfes, jung und alt, eine ganze Karavane von Böten, und im Laufe des Tages waren sie einzeln heimgekehrt, je nachdem das Glück des Fanges und das persönliche Bedürfniß den Entschluß des Einzelnen bestimmt hatte. Da plötzlich war der Wind umgeschlagen, die See hatte ihre weißen Häupter erhoben; die Wellen gingen hoch, und die Fahrt durch die Brandung war im Handumdrehen eine gefahrdrohende geworden. Nun wendeten auch die letzten noch draußen befindlichen Boote den Kiel und suchten, kundig und vorsichtig, die sichere Küste zu erreichen. Inzwischen brach die Nacht herein – dunkler und dunkler. Der Fischer-Aelteste zählt die eingelaufenen Boote, und „Een Boot is noch buten“ – sagt er. Jochen Langhinrich treibt noch in der stockfinsteren Nacht mit seiner Jolle (kleines Boot) auf der brandenden See. Wie leicht kann er in der Dunkelheit auf die schlimmen Sandbänke der Küste getrieben werden! Vergebens sucht er den richtigen Curs, die Nacht ist zu schwarz. Jede Minute erhöht die Gefahr. Da ist schnelles Handeln nöthig, und der Seemann handelt stets schnell, denn der Kampf mit den Elementen hat ihm rasches, entschlossenes Eingreifen anerzogen. Auf der äußersten Spitze eines hohen sturmfesten Mastbaumes, der im Küstensande tief in den feuchten Grund gegraben wurde, wird ein Bündel theergetränkten Wergs befestigt und zu einer helllodernden Flamme entzündet. Dieser improvisirte Leuchtthurm ist die letzte Rettung des draußen auf der öden Salzfluth angstvoll Irrenden, und wenn das Boot seetüchtig und der Lenker desselben ein erfahrener kaltblütiger Mann ist, so pflegt die nächste Stunde den Vermißten glücklich in die Arme der Seinigen zurückzuführen.

In die Arme der Seinigen! Auch auf unserem stimmungs- und lebensvollen Bilde harrt neben den ruhig ihres Amtes waltenden Fischern eine bang hinausschauende Gattin, ein ängstlich wartendes Kind des ausgebliebenen Familienvaters. Möge er, dem weithin leuchtenden Scheine des Küstenfeuers folgend, bald heimkehren an das rettende Land, an die klopfende Brust der Seinigen, unter das schützende Dach seines strohbedeckten einfachen Hauses!