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„Sie haben dich lange verachtet“

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Textdaten
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Autor: Gustav von Meyern-Hohenberg
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Titel: „Sie haben dich lange verachtet“
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 35, S. 564
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1870
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[564]

„Sie haben dich lange verachtet.“

Sie haben dich lange verachtet,
Du armes deutsches Land,
Dich lange als Beute betrachtet,
Als ging’ es mit dir zu Rand;

Sie hielten dich, lächelnd, erkoren
Für Kunst nur und Wissenschaft,
Ein Volk, zur Arbeit geboren,
Doch für den Kampf erschlafft,

Das Volk der Forscher, der Kenner
Des grauen Alterthums –:
Jetzt zeigst du das Volk der Männer
Und alten Waffenruhms,

Das Volk, zum Frieden geschaffen,
Doch für den Krieg geschult,
Wenn Jene mit deinen Waffen
Des Geistes nur gebuhlt;

Jetzt zeigst du, dem Lug’ und Truge
Der Ränkeschmiede zum Schreck,
Daß auch der Denker, der kluge,
Das Herz auf dem rechten Fleck,

Zeigst, wenn von fremden Kronen
Die deine beleidigt ward,
Ein Volk von Millionen,
Das rings in Waffen starrt,

Und, schlägst du in ihrer Blöße
Mit Gott sie aus dem Feld,
Dann, strahlend in deiner Größe,
Gebietest du Frieden der Welt!
 G. v. Meyern.