ADB:Albany, Louise Maximiliane Caroline Emanuel Gräfin von

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Artikel „Albany, Louise Maximiliane Caroline Emanuel, Prinzeß von Stolberg, Gräfin v.“ von Johann Friedrich Ludwig Theodor Merzdorf in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 1 (1875), S. 176–177, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Albany,_Louise_Maximiliane_Caroline_Emanuel_Gr%C3%A4fin_von&oldid=- (Version vom 20. April 2024, 02:18 Uhr UTC)
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Albany: Louise Maximiliane Caroline Emanuel, Prinzeß von Stolberg, Gräfin v. A., geb. zu Mons im Hennegau 20. Sept. 1752, † 29. Jan. 1824. Ihr Vater war Gustav Adolf, Prinz zu Stolberg-Gedern, ihre Mutter Elisabeth-Philippine Claudie, Gräfin von Hornes. Ihre Erziehung erhielt sie erst in einem Kloster und dann ward sie siebzehn Jahre alt Stiftsdame. Hübsch, klug, talentvoll, lebhaften Temperaments zog sie bald die Aufmerksamkeit auf [177] sich. In ihrem zwanzigsten Jahre hielt der 52 Jahre alte englische Kronprätendent Carl Eduard Stuart, Graf von Albany, um ihre Hand an; die Heirath wurde zu Paris am 28. März 1772 durch Stellvertretung vollzogen, die Vermählung fand erst am 17. April 1772 zu Macerata statt. Das an Jahren so ungleiche Ehepaar verweilte erst in Rom, wo es mit einem an königliche Verhältnisse erinnernden Gepränge lebte. Die Hoffnungen auf Wiedereinsetzung auf den Thron Großbritanniens hatte der jetzt stumpfe, früher so lebendige Carl Eduard längst zu Grabe getragen und an eine successionsfähige Ehe war bei seinen geschwächten Kräften nicht zu denken. Seine Unmäßigkeit im Genusse geistiger Getränke war wol eine der Hauptursachen, die das Verhältniß zu seiner Gemahlin trübten; auch behandelte er sie in jeder Beziehung schlecht. Das mag die junge Frau entschuldigen, wenn sie, als sie im Herbste 1777 den noch nicht neunundzwanzigjährigen Vittorio Alfieri kennen lernte, sich zu diesem, der mit der schwärmerischen Liebe eines Dichters an ihr hing, hingezogen fühlte. Gegen Ende des J. 1780 – Albany hielt sich damals in Florenz auf – entführte Alfieri die Gräfin und ließ sie Schutz suchen in dem Kloster der Bianchette, von wo sie sich nach Rom begab und mit päpstlicher Erlaubniß, getrennt von ihrem Gemahle – aber meist auch von Alfieri – bis zum Juli 1784 blieb, wo Carl Eduard in die förmliche Trennung willigte. Nun lebte die Gräfin bald im Elsaß, bald in Frankreich, bald in Italien und machte verschiedene Reisen, auf denen Alfieri meist ihr Begleiter war. Als der 30. Jan. 1788 dem traurigen Leben des Prätendenten ein Ende machte, stand einer Vereinigung der beiden Liebenden nichts im Wege. Aber bei aller Freundschaft kam es nicht zur Ehe, sie lebten zusammen und trugen Freude und Leid – man denke nur an die Schreckenstage in Paris und an die merkwürdige Rettung – miteinander, und wechselten öfters den Wohnort, bis sie zuletzt im Florentinischen trotz der politischen Stürme eine bleibende Stätte fanden. Litterarische Bestrebungen, heiterer, geselliger Verkehr, vielfacher Briefwechsel füllten ihr Leben aus, bis Alfieri’s Tod am 8. Oct. 1803 die wunderbare Verbindung trennte. Die Gräfin, welche ihn seit zehn Jahren nicht einen Augenblick verlassen und trotz seines herrischen Wesens, seiner hochfahrenden Heftigkeit, trotz der Tyrannei, welche er gegen sie und gegen andere übte, hoch verehrt hatte, bewahrte ihm noch nach dem Tode die dankbarste Liebe. Sie veranstaltete seinem Wunsche gemäß seit 1804 die Herausgabe der nachgelassenen Schriften auf ihre Kosten und ließ in der Kirche Santa Croce von Canova ein Monument für Alfieri neben der Grabstätte Machiavelli’s errichten. Sie selbst blieb in Florenz, bis sie unter der französischen Zeit. weil ihr Salon den französischen Machthabern als Pflanzschule politischer Opposition galt, 1809 den Befehl erhielt, sich nach Paris zu begeben, wo sie, freilich mit großer Courtoisie behandelt, sich dennoch als Gefangene erschien. Ende 1810 kehrte sie nach Florenz zurück. Seit 1812 stand sie mit Ugo Foscolo, einem dem Alfieri nicht unähnlichen, wenn auch lange nicht gleichen Geist, mehrere Jahre in intimem Verkehr, bis der Briefwechsel sich – durch wessen Schuld bleibt unentschieden – in bloße Höflichkeitsschreiben auflöste und gänzlich aufhörte. Als die napoleonische Herrschaft in Florenz wieder verschwunden war, füllte sich der Salon der Gräfin von A. wieder wie in früheren Jahren, in ihrem Hause war gewissermaßen ein zweiter Hof. Sie selbst beschäftigte sich andauernd mit Litteratur und Lecture (wie sie ja auch eine sehr gewählte Bibliothek besaß) und mit ihrer ausgedehnten Correspondenz. So verstrichen die letzten Lebensjahre der von allen Seiten gesuchten und hochverehrten Frau.

A. v. Reumont, Die Gräfin von Albany. Berlin 1860. 2 Bände.