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ADB:Albrecht II. (Herzog von Braunschweig-Lüneburg-Göttingen)

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Artikel „Albrecht der Feiste, Herzog von Braunschweig“ von Ferdinand Spehr in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 1 (1875), S. 261–263, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Albrecht_II._(Herzog_von_Braunschweig-L%C3%BCneburg-G%C3%B6ttingen)&oldid=- (Version vom 12. Dezember 2024, 14:48 Uhr UTC)
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Albrecht der Feiste (fette, pinguis), Herzog von Braunschweig, † 22. Sept. 1318, zweiter Sohn des Herzogs Albrecht des Großen und der Adelheid von Montferrat, befand sich noch in den Knabenjahren, als sein Vater im J. 1279 starb. Sein Geburtsjahr ist unbekannt. Anfangs stand er mit seinen Brüdern Heinrich und Wilhelm unter der Vormundschaft der Mutter und des Vaterbruders Bischof Konrad von Verden. Aber schon früh, bald nach des Vaters Tode, scheint der ältere Bruder Heinrich (später der Wunderliche genannt) die Regierung für sich und seine beiden Brüder übernommen zu haben, wobei er bei besonders wichtigen Fällen deren Einwilligung zu den Regierungsangelegenheiten einzuholen verpflichtet war. Im J. 1286 kam es zur Theilung des väterlichen Erbes zwischen den drei Brüdern, bei welcher Herzog A. den sogenannten Oberwald mit Göttingen, Münden, Giselwerder, Lauenburg am Sollinge, die Herrschaft Nordheim, das Land zwischen Deister und Leine, Kalenberg mit Hannover, ein Dritttheil der geistlichen Lehne zu Braunschweig und der Bergwerke des Rammelsberges erhielt. A. schlug seine Hofstatt zu Göttingen auf, wo er auf der Burg Bollruz residirte und ist vornehmlich in der Geschichte der Lande Braunschweig dadurch von Bedeutung, daß er der Stifter der göttingischen Linie und dadurch der Stammvater des jetzigen braunschweigischen Gesammthauses ist. Er war ein gutmüthiger, frommer und freigebiger Herr, welcher durch Liebe zu Aufwand und Verschwendung oft in Geldverlegenheit gerieth und manche Gerechtsame zu verpfänden sich genöthigt sah. Freund der Geistlichkeit, nahm er im J. 1294 die Pauliner in Göttingen, wo er 1305 den Kaland errichtete, und im J. 1307 in Braunschweig auf, wo er ihnen im J. 1315 ein Kloster, das jetzige herzogliche Museum und Zeughaus, erbaute. Den Städten besonders war Herzog A. hold und zugethan. Der Stadt Braunschweig überließ er im J. 1296 die Einkünfte von der Vogtei, den Zöllen und den Mühlen im Sacke und in der Altenwiek, der Stadt Göttingen bestätigte er im J. 1288 ihre sämmtlichen Vorrechte, doch verlegte er in Folge des Erwerbs des Erbes seines Bruders Wilhelm seine Residenz nach Braunschweig in die alte Stammburg Dankwarderode, zu welcher Verlegung auch wohl der Groll mitgewirkt haben mag, den die Göttinger Bürger durch eigenmächtige Zerstörung der Burgen Grone und Harste bei ihm erregt hatten. Zeitweilig residirte A. auch auf der Burg zu Wolfenbüttel und auf der Asseburg. Besonders erfreute sich die Stadt Helmstädt seiner Gunst. Ihr ertheilte er im J. 1300 einen besonderen Schutzbrief und verpfändete ihr die Vorstadt Neumarkt und die Gerichtsbarkeit. – Der wichtigste Zuwachs, den A. dem braunschweigischen Hause erwarb, war der Kauf [262] des Schlosses und der Stadt Nienover von dem Grafen Otto von Waldeck für 1800 Mark Silber im J. 1303. – Eigene Neigung und des Bruders Heinrich unruhiger Geist verwickelten ihn oft in Streit und Fehde. Ein mit dem Bruder Heinrich im J. 1286 geschlossener Vertrag, nach welchem die Brüder die mit ihren Gemahlinnen erheiratheten Güter zur gesammten Hand besitzen, die geistlichen Lehen gemeinschaftlich, die anderen Lehen nicht ohne des anderen Bewilligung verleihen wollten etc., scheint nicht lange in Kraft bestanden zu haben, denn schon in dem im J. 1287 zwischen Heinrich und dem Bischofe Siegfried von Hildesheim entstandenen Streite standen die Herzöge A. und Wilhelm bald zur Partei des Bischofs und belagerten im J. 1288 mit dem Bischofe die Stadt Helmstädt, in welche Heinrich sich geflüchtet hatte. Diesem gelang es in seiner Bedrängniß einen Waffenstillstand zu vermitteln. Friedensunterhändler, an der Spitze der Abt zu Werden, Otto von Warberg, zogen in die Stadt ein, wurden aber von den Bürgern verrätherisch ermordet. Eine Folge dieses Kampfes scheint der Streit um die Feste Herlingsberg unweit Goslar gewesen zu sein. Heinrich der Wunderliche hatte das vom Kaiser Otto IV. erbaute Bergschloß neu befestigt und mit einer Besatzung belegt, welche durch wiederholte Raubzüge den Bürgern von Goslar und Hildesheim sehr beschwerlich wurde. Die Bischöfe von Magdeburg und Hildesheim, die Markgrafen von Brandenburg, des Herzogs Heinrich Brüder, die Fürsten von Anhalt u. a. m., berannten mit ihren Heerhaufen die Burg, Heinrich im Bunde mit dem Markgrafen von Meißen, den Landgrafen von Thüringen und Hessen, den Städten Bremen und Verden, wehrte sich tapfer, doch wurde der Herlingsberg 1291 genommen und zerstört. Als 1292 Herzog Wilhelm ohne Erben gestorben war, entstand um den Besitz des Landestheils, welcher ihm in der Theilung zugefallen war, besonders um die Stadt Braunschweig, zwischen den Brüdern Heinrich und A. Uneinigkeit. Die Geschlechter und der Rath der Stadt hielten zu Herzog A., die Gilden, unter ihren Meistern, zu Herzog Heinrich. Es kam zu offenem Aufruhr der Gilden gegen den Rath. Die Zünfte wählten aus ihrer Mitte neue Bürgermeister und droheten den Geschlechtern völligen Untergang. Eine am 5. Aug. 1293 erfolgte Einigung, nach welcher der alte Rath mit dem neuen gemeinschaftlich regieren sollte, hatte keinen Bestand. Herzog A. forderte von dem Bruder die Herausgabe der Länder des verstorbenen Bruders. Herzog Heinrich, der sich auf der Burg Dankwarderode zu Braunschweig eingefunden, weigerte die Aushändigung und die Gilden erklärten ihn für ihren Landesherrn, ihm hätten sie gehuldigt, dem, der von Herzog Albrechts Herrschaft spreche, drohten sie mit dem Tode. Herzog A. aber erschien in der Stille vor Braunschweig, wurde in der Nacht von dem Rathe in die Stadt gelassen, ließ die aufrührerischen Gildemeister ergreifen und hinrichten, vertrieb den Bruder aus der Burg, setzte den alten Rath wieder ein und ließ sich als Landesherr huldigen. Wahrscheinlich haben dann die Brüder sich über die Erbschaft in Güte vertragen, wenigstens ist von Streitigkeiten zwischen denselben nichts weiter bekannt und aus der Ausübung von Hoheitsrechten durch Herzog Heinrich in manchen Theilen des braunschweigischen Landes, läßt sich schließen, daß er diese vom Bruder A. abgetreten erhalten habe. – Straßenräuber und Wegelagerer fanden an A. dem Feisten einen unerbittlichen Widersacher, so zerstörte er mit Hülfe der Magdeburger und Braunschweiger die Burg Weserlingen gänzlich. – Streitigkeiten, in welche er mit dem lüneburgischen Vetter Otto den Strengen und mit dem Landgrafen Heinrich von Hessen gerieth, wurden bald geschlichtet. Es wurde im J. 1306 dahin vertragen, daß das Schloß Hessenburg bei Münden abgebrochen und nicht wieder aufgebaut werden solle; die Jagd im Kausunger Walde blieb beiden Landesherren gemeinschaftlich. In die letzten Regierungsjahre des Herzogs A. fiel die Aufhebung des Tempelherrenordens. [263] Die in seinen Landen belegenen Tempelhöfe wurden niedergerissen und nur der in Braunschweig blieb erhalten. Die Tempelherrengüter wurden eingezogen und dem Johanniterorden übergeben.

Herzog A. liegt im Blasiusdom zu Braunschweig begraben. Vermählt war er mit Rixa, Tochter des Wendenfürsten Heinrich von Werle, welche er 1284 heimgeführt und mit welcher er vier Töchter und neun Söhne erzeugt hat. Von den ersteren war Adelheid an Johann, den Sohn des Landgrafen Heinrich von Hessen, vermählt, ging nach dem frühen Tode des Gemahls in das Kloster, verrichtete Wunder und wurde später heilig gesprochen; die zweite, Richenza, wurde Aebtissin zu Gandersheim, von den beiden anderen sind nur die Namen Mechtild und Jutta bekannt. Von den Söhnen starben drei, Bruno, Wilhelm und Johann, in der Jugend, drei andere wurden Geistliche. Luder oder Lothar trat in den deutschen Orden, weshalb er oft mit seinem Oheim Luder verwechselt wird, Albrecht, † 1358, wurde Bischof von Halberstadt, Heinrich, † 1362, Bischof von Hildesheim. Beide hatten mit den unruhigen Nachbarn manche Fehde zu bestehen. Die drei anderen Söhne Albrechts, Otto der Milde, Magnus der Fromme und Ernst, über welche die besonderen Artikel zu vergleichen, folgten dem Vater in der Regierung nach.

Zur Litteratur vgl. Herzog Albrecht I.