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ADB:Ariovist

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Artikel „Ariovist“ von Georg Heinrich Kaufmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 1 (1875), S. 528–529, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ariovist&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 08:33 Uhr UTC)
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Ariovist, ein Fürst der Sueben, doch ungewiß von welchem Stamme innerhalb dieser allgemeinen Bezeichnung, wurde als Führer eines großen Gefolges von den Sequanern, welche mit den Häduern um die Vorherrschaft in dem mittleren Gallien stritten, zu Hülfe gerufen (um 71 v. Chr.). Er verschaffte den Sequanern das Uebergewicht, aber er entfernte sich darauf nicht, sondern er blieb als Herr in dem oberen Elsaß und am Doubs. Und da sich zahlreiche Keltengaue vereinigten ihn zu vernichten, wartete er in geschützter Stellung, bis das große Heer sich wieder verlaufen hatte und vernichtete dann fast die gesammte Ritterschaft der mächtigen Häduer in dem Treffen bei Admagetobriga (61 v. Chr.). Seit diesem Siege behandelte er dies östliche Gallien völlig als sein Gebiet und rief neue Schaaren von jenseit des Rheins, denen die Gallier dann Land zur Ansiedlung abtreten sollten. Die Sequaner, welche ihn gerufen hatten, ihr Söldner zu sein, litten am schwersten. Er war so mächtig, daß auch die Römer ihn zu gewinnen suchten und ihn im Jahre 59 mit den Titeln „rex atque amicus“ ehrten. Als aber Caesar im folgenden Jahre (58) die Verwaltung der beiden Gallien übernahm, erkannte er die ungeheure Gefahr, die dem Römerreiche hier zu erwachsen drohte und folgte den Bitten der Gallier, welche ihn nach seinem Siege über die Helvetier anriefen, sie von dem Joch des Ariovist zu befreien. Caesar siegte im Herbst 58 v. Chr. in der Nähe von Mühlhausen – Th. Mommsen, Röm. Gesch. III. 5. p. 243 bespricht in ausführlicher Anmerkung den Ort der Schlacht – so entscheidend, daß A. selbst nur mit Mühe über den Rhein entkam. A. verschwindet seitdem aus der Geschichte. Eine Charakteristik von ihm zu geben, ist unmöglich, selbst seine Stellung ist vielfach unklar. Wandte er sich an die Völkerschaften der Heimath, die junge Mannschaft zu ihm stoßen zu lassen, oder kam diese ohne solche Erlaubniß, oder kamen ganze Völkerschaften?

Dagegen darf man vermuthen, daß das Elsaß durch ihn deutsch geworden ist.

[529] Wir hören, daß er von den Sequanern erst ein Drittel dann noch ein Drittel ihres Gebietes forderte zur Ansiedlung seiner Deutschen, es ist nicht klar, ob dies zweite Drittel schon abgetreten war, als Caesar angriff, aber ohne Zweifel wird er außerdem die nördlich von den Sequanern gelegenen Lande, die Rheinebene, besetzt haben. Derartige Ansiedlungen haben die Deutschen in doppelter Weise vorgenommen. Die Gothen und Burgunden theilten im 5. Jahrhundert jedes einzelne Grundstück, weil sie die alten Bewohner in ihre Staatsgemeinschaft aufnahmen: dies hat A. sicher nicht gethan, er hieß die Gallier aus einem Gebiet ganz weichen und hier siedelten dann die Germanen in Masse, wie noch die Vandalen im 5. Jahrhundert verfuhren. Caesar mag den Sequanern ihr Gebiet ganz oder theilweise zurückgegeben haben: der Hauptsache nach blieben die von A. angesiedelten Deutschen in Gallien, sie sind dann zwar romanisirt worden, aber es trug doch dazu bei, daß diese Gegenden im 4. und 5. Jahrhundert so vollständig germanisirt werden konnten.