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ADB:Aronhold, Siegfried Heinrich

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Artikel „Aronhold, Siegfried Heinrich“ von Moritz Cantor in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 46 (1902), S. 58–59, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Aronhold,_Siegfried_Heinrich&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 15:45 Uhr UTC)
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Aronhold: Siegfried Heinrich A., Mathematiker, geboren am 16. Juli 1819 in Angerburg (Ostpreußen), † am 13. März 1884 in Berlin. Einem von ihm selbst 1864 verfaßten Lebensabrisse entnehmen wir, daß A. den ersten Schulunterricht in seiner Heimath erhielt. Nach dem Tode des Vaters, eines Kaufmannes, zog die Mutter nach Königsberg, in dessen altstädtischem Gymnasium und seit 1841 auf dessen Hochschule A. seine weitere Ausbildung empfing. Bessel, Jacobi, Richelot, Hesse, Neumann waren dort die Lehrer, deren er sich nachmals würdig erwies. Nach vierjährigem Studium ging A. 1845 nach Berlin, wohin Jacobi inzwischen berufen worden war, und hörte daselbst auch noch Dirichlet, Steiner, Magnus, Dove, zu welchen allen er in persönliche Beziehungen trat. In jener Zeit begannen Aronhold’s Untersuchungen über höhere Algebra, welche ihn in Deutschland zum Schöpfer der Invariantentheorie machten. Die Abhandlung „Ueber die homogenen Functionen dritter Ordnung von drei Veränderlichen“ im 39. Bande von Crelle’s „Journal“ (1849) lehrte zuerst die Invarianten der ternären cubischen Formen nebst ihren Beziehungen zur Discriminante kennen, wenn auch ohne diese Namen, welche mit vielen anderen in Uebung gebliebenen Kunstausdrücken erst seit 1851 durch den Engländer Sylvester eingeführt wurden. Schon diese bahnbrechende Arbeit erschien der philosophischen Facultät der Königsberger Universität genügend, um dem Verfasser den Titel eines Ehrendoctor zu verleihen, und A. sprach seinen Dank dafür mittelst einer neuen Abhandlung, „Ueber ein neues, algebraisches Princip zur Behandlung der Transformationsprobleme homogener Functionen“, aus, welche leider ungedruckt blieb. Spätere Aufsätze in Crelle’s „Journal“ und in den „Monatsberichten der Berliner Akademie“ beschäftigen sich mit ähnlichen Untersuchungen. A. fand in [59] Berlin eine ihn anziehende Beschäftigung in der mathematischen Ausbildung junger Techniker durch privaten Unterricht, auch war er seit 1850 Mitglied der physikalischen Gesellschaft und bearbeitete in deren jährlichen Berichten Elasticität und Festigkeitslehre. Inzwischen hatte für A. auch eine öffentliche Lehrthätigkeit begonnen, und zwar 1851 an der Bauakademie, wo er bis 1859 außerordentlichen Unterricht ertheilte, dann das Lehrfach der Integralrechnung amtlich übertragen erhielt. Daneben hielt er 1852–1854 Vorlesungen an der Artillerie- und Ingenieurschule. Das Jahr 1860 brachte A. die Beförderung an das Gewerbeinstitut, wo ihm nach und nach, seit 1863 mit dem Titel Professor, der gesammte Unterricht in der Mathematik anvertraut wurde. Das Jahr 1860 war auch das seiner Vermählung mit der Tochter des Sanitätsrathes Hayn. A. war von seinen Schülern geehrt und geliebt. Er fühlte sich so wohl in seiner Stellung an dem Gewerbeinstitut, daß Berufungen nach Gießen (1868), nach Zürich (1868), nach Dresden (1874), nach Heidelberg (1874) ihn nicht zu locken vermochten. Die Göttinger Akademie erwählte ihn 1869 zum correspondirenden Mitgliede.

Vgl. Poggendorff, Biographisch-litterarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exakten Wissenschaften I, 65 und III, 42–43. – Lampe, Ein Gedenkblatt zur hundertjährigen Jubelfeier der königl. Technischen Hochschule zu Berlin (Berlin 1899).