ADB:Böttger, Christoph Heinrich

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Artikel „Böttger, Christoph Heinrich“ von Karl Bernhardi in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 202–203, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:B%C3%B6ttger,_Christoph_Heinrich&oldid=- (Version vom 26. April 2024, 13:52 Uhr UTC)
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Böttger: Christoph Heinrich B., Dr. med. und Professor der Botanik am Collegium Carolinum in Cassel, geb. 12. Juni 1737, † 3. Sept. 1781. Er war der Sohn des dortigen Modellinspectors und Hofschreiners Joh. Chp. Böttger, welcher die meisten Modelle zu den großartigen Bauten der Landgrafen Karl und Wilhelm VIII. mit vielem Geschick gefertigt hatte. Chp. H. B. wurde von den Eltern zum Predigerstande bestimmt, doch widmete er sich bald mit besonderer Vorliebe der Arzneikunde. Nachdem er sich die medicinischen Vorkenntnisse schon auf dem Collegium Carolinum angeeignet hatte, studirte er von 1756–1758 in Göttingen und von 1759–1761 in Straßburg; denn in Hessen tobte damals der siebenjährige Krieg. Nach hergestelltem Frieden ward er dann im J. 1763 gleichzeitig mit dem rühmlichst bekannten Dr. med. und Prof. Georg Wilh. Stein als Arzt und Geburtshelfer an dem zu Cassel neuerrichteten Geburts- und Findelhause und zugleich als Professor der Botanik am Collegium Carolinum angestellt. – In früheren Zeiten war die Botanik von den hessischen Landgrafen selbst mit großem Eifer betrieben worden. Namentlich hatte Wilhelm IV. schon im J. 1568 in der Aue einen botanischen Garten angelegt, welcher damals als ein „weitberühmter Garten“ genannt wurde. Sein Sohn und Nachfolger Moritz pflegte auch diese Wissenschaft mit dem ihm eigenen Eifer und zwei wohlerhaltene, für die Geschichte der Botanik werthvolle Herbarien, die sich im Museum zu Cassel befinden, stammen aus jener Zeit. Das eine, von dem Dr. med. Caspar Ratzenberger aus Salfeld angelegte, wurde vom Verf. 1592 dem Landgrafen Moritz gewidmet und ist, soviel man weiß, das älteste in Deutschland. Später hatte der dreißigjährige Krieg die Musen aus Hessen verscheucht und als Landgraf Karl den fürstlichen Augarten zu einem großartigen Park erweiterte, wurde der botanische Garten ganz und gar beseitigt. B. sah sich daher darauf angewiesen, die zu seinen Vorlesungen unentbehrlichen Pflanzen durch die Hofapotheke zu beziehen, was in keiner Weise genügen konnte. Er suchte deshalb die Anlage eines eigenen botanischen Gartens für die Lehranstalt zu erwirken, und es gelang ihm auch von dem Landgrafen Friedrich II. die Bewilligung der erforderlichen Mittel und die Anweisung eines geeigneten Raumes in der Aue zu erhalten; auch wurde ihm gestattet, die Pflanzen in den Gärten des Schlosses Weißenstein (jetzt Wilhelmshöhe) zu botanischen Zwecken zu benutzen. Seine ausführliche Beschreibung dieses von ihm angelegten Gartens nebst einem Verzeichniß der darin gepflegten Pflanzen, sowie auch ein „Verzeichniß der Bäume und Stauden in den Gärten des Lustschlosses Weißenstein“ ist im J. 1777 in zwei Programmen des Collegiums im Druck erschienen. Nach einer langen verdienstvollen Wirksamkeit als Arzt und als Lehrer starb er [203] wenige Jahre bevor diese Lehranstalt, an der sein Herz hing, nach Marburg verlegt und der Universität einverleibt wurde.

Strieder, Hess. Gel.Gesch.