ADB:Becker, Christiane

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Artikel „Becker, Christiane“ von August Förster in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 221, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Becker,_Christiane&oldid=- (Version vom 24. April 2024, 16:52 Uhr UTC)
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Becker: Christiane Louise Amalie B., geb. Neumann. Sie wurde als Tochter eines Schauspiel-Directors und dramatischen Dichters – (Gottfried von Bouillon und Kunz von Kauffungen waren die Helden seiner Ritterschauspiele) – in Krossen in der Neumark am 15. December 1778 geboren. Sie wurde von ihrem Vater sorgfältig für die Schauspielkunst erzogen und spielte schon in einem Alter von fünf Jahren. Im Jahre 1784 kam sie nach Weimar, wo ihr Vater bei der Bellomoschen Gesellschaft Engagement gefunden hatte. Von der Herzogin Amalie in besonderen Schutz genommen, von Corona Schröter erzogen, entwickelte sie sich zur eben so schönen, als gebildeten Jungfrau. Mit 13 Jahren verlor sie ihren Vater. Sie wurde jetzt mit der Mutter und zwei Geschwistern an dem, unter Goethe’s Leitung gestellten Hoftheater engagirt und mit 15 Jahren war sie unbestritten die erste Liebhaberin des Trauer- und Lustspiels. Der Hof und die Dichterfürsten Weimars schätzten und liebten sie ungemein. Auch der alte Theaterkenner Gotter, der mit ihr befreundet war, stellte sie Charlotte Ackermann zur Seite, mit deren Schicksal das ihrige überhaupt die größte Aehnlichkeit zeigt. 1793 heirathete sie den Schauspieler Becker[WS 1], der in komischen Rollen Beifall fand, der jedoch, wie die weimarsche Schule überhaupt im Lustspiel, zur Carricatur neigte. Während des Sommers 1797 erkrankte Christiane B. in Lauchstädt (die Gesellschaft spielte im dortigen Badetheater), am 18. August transportirte man die Todkranke nach Weimar, wo sie am 22. September starb, im noch nicht vollendeten 20. Lebensjahre. Ihre letzte Rolle war „Euphrosyne“ in der Zauberoper „Das Petermännchen“; daher nennt sie Goethe in dem Gedicht, welches ihr Andenken verewigt hat und welches zuerst im Schiller’schen Musen-Almanach von 1799 erschien, bei diesem Namen. Sie hatte eine reizende Gestalt und einen schönen, ausdrucksvollen, von blonden Locken umrahmten Kopf. Ihr Denkmal steht im weimarschen Park. Als ihre trefflichsten Rollen rühmt man Emilia Galotti, Ophelia, Afenasia in Kotzebue’s „Benjowsky“, Amalie in den „Räubern“, Lottchen im „Deutschen Hausvater“, Luise in „Kabale und Liebe“, die Nichte in Goethe’s „Großkophtha.“ Auch komische und Knabenrollen spielte sie mit Beifall. Sie ist eine der lieblichsten und poetischsten Erscheinungen der deutschen Theatergeschichte. Ihr Gatte, der Komiker Becker, war unter Goethe Regisseur, kam später nach Hamburg und erscheint im Jahre 1809 als Mitglied des Breslauer Theaters unter Streit’s Direction. Er hat zuletzt geisteskrank in Weimar gelebt. Seine zweite Gattin war die Sängerin Minna B., geb. Ambrosch. (Vgl. Ersch und Gruber VIII. 298 f.)


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