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ADB:Beireis, Gottfried Christoph

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Artikel „Beireis, Gottfried Christoph“ von August Hirsch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 293–294, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Beireis,_Gottfried_Christoph&oldid=- (Version vom 20. Dezember 2024, 06:10 Uhr UTC)
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Beireis: Gottfried Christoph B., Arzt, 2. März 1730 in Mühlhausen geboren, Sohn des dortigen Bürgermeisters, eines Schwärmers, der mit seinen Eigenthümlichkeiten gewiß nicht ohne Einfluß auf die geistige Entwickelung seines Sohnes geblieben ist, hatte in Helmstädt zuerst Jurisprudenz und Naturwissenschaften studirt, kehrte, nachdem er größere Reisen (angeblich bis nach Indien) gemacht, 1756 nach Helmstädt zurück, wandte sich hier dem Studium der Medicin zu, wurde 1759 zum Professor der Physik, später, nachdem er 1762 den Doctorgrad in der Medicin erlangt hatte, zum Professor der Medicin und Chirurgie und 1803 zum Leibarzt des Herzogs von Braunschweig ernannt; er starb den 12. Sept. 1809 an der Ruhr. – B. verdankt seinen Platz in der Geschichte der Wissenschaften nur seiner Originalität, die ihn zu einem angestaunten Räthsel seiner Zeit machte. Von umfassendem Wissen, besonders in der Chemie, und hervorragendem Talente, spielte er den geheimnißvollen Sonderling, täuschte das Publicum in der geschicktesten Weise über die Wege, auf welchen er sich ein für seine Zeit sehr beträchtliches Vermögen (er hinterließ nahe an 100000 Thlr. und kostbare Sammlungen) erworben hatte, blendete durch Anhäufung von Kunstschätzen und wissenschaftlichen Sammlungen die Masse, welche ihm gerne Glauben schenkte, wenn er in absichtsvoller Weise auf die Goldmacherkunst als das ihm angehörige Geheimniß und die Quelle seiner Schätze hinwies, führte selbst hochstehende Männer hinters Licht, auch seine wissenschaftlichen Collegen, denen zwar seine Prahl- und Herrschsucht widerlich war, die er aber durch seine Gastfreiheit für sich gewann, erfreute sich dabei als Arzt eines großen Vertrauens, das er durch glückliche Kuren auch rechtfertigte, und blieb – trotzdem man ihn schließlich als einen Windmacher erkannt hatte – bis zu seinem Tode der Held des Tages. Goethe, der ihn im J. 1805 mit F. A. Wolf besuchte, hat uns in [294] den „Tages- und Jahresheften“ aus jenem Jahr die anschaulichste Schilderung des wunderlichen Mannes und seiner Schätze gegeben. Ein Theil seiner Sammlungen (die Instrumente) fiel nach seinem Tode laut testamentarischer Bestimmung an die Universität, der größere Theil, in welchem man vergeblich auch den eigroßen Diamanten suchte, von dessen Besitz er den Leuten erzählt, den er aber Niemand gezeigt hatte, kam zur öffentlichen Versteigerung. Seine litterarischen Leistungen (vergl. das Verzeichniß derselben in Biogr. med. II. 116) sind ohne jede Bedeutung.

Sybel, Biogr. Nachr. über B. Berlin 1811. Gabler, Narratio de vita Beireisii. Jena 1812; Lichtenstein, im Histor. Taschenbuch v. 1847; Heister Nachrichten über G. Chr. Beireis. Berlin 1860.