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ADB:Bender, Joseph

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Artikel „Bender, Joseph“ von Karl Lohmeyer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 46 (1902), S. 350–351, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Bender,_Joseph&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 14:27 Uhr UTC)
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Bender: Joseph B., zuletzt ordentlicher Professor der Geschichte an dem Lyceum Hosianum zu Braunsberg in Ostpreußen, der zweite unter den hervorragenden und verdienstvollen ermländischen Historikern, welche während des letzten Jahrzehnts hingeschieden sind, war zu Meschede in Westfalen am 31. Juli 1815 geboren und ist am 8. December 1893 in Braunsberg gestorben. Auf dem Gymnasium zu Paderborn vorgebildet, studirte er viertehalb Jahre hindurch in Bonn besonders Geschichte und Philologie, und zwar unter sehr bedeutenden Lehrern jener Jahre, unter Löbell und Hüllmann, Welcker und Ritschl, Lossen und Diez, sodaß er im J. 1840 mit einer philologisch-philosophischen Dissertation promoviren und sogleich die Oberlehrerprüfung bestehen konnte. Als Gymnasiallehrer war B. nacheinander in Arnsberg, Paderborn, zu Konitz in Westpreußen und zuletzt, seit dem October 1846 in Braunsberg thätig. Nach siebzehn Jahren endlich, im Herbst 1863, wurde er als Nachfolger Watterich’s in die ordentliche Professur für Geschichte an dem dortigen, aus theologischer und philosophischer Facultät bestehenden Lyceum Hosianum berufen, in welcher Stellung er, nur zuletzt durch ein schweres Augenleiden behindert, bis an sein Ende verblieben ist. Bei Gelegenheit seines fünfzigjährigen Doctor- und Lehrerjubiläums erhielt er den Titel eines Geheimen Regierungsraths. – Bender’s wissenschaftliche Thätigkeit wandte sich neben einigen Punkten der allgemeinen Geschichte, die er nie ganz aus den Augen verlor, und für welche er auch einige seiner Zeit anerkannte Arbeiten geliefert hat, mit ganz besonderer Vorliebe und mit bedeutendem Erfolge denjenigen Gebieten zu, welche seine Heimath waren oder seine Heimath wurden. Wie er in jüngeren Jahren die westfälische Landesgeschichte zum Gegenstande seiner Forschung gemacht hatte, wofür die in Buchform (1844 und 1848) erschienenen Geschichten zweier in der Nachbarschaft seiner Vaterstadt gelegenen Städtchen (Warstein und Rüden) Zeugniß ablegen, so widmete er nach seiner Versetzung nach Braunsberg seine wissenschaftliche Thätigkeit fast ausschließlich der ermländischen und der altpreußischen Vorzeit und ist ihr mit seinem unermüdlichen Fleiß, seiner festen Gewissenhaftigkeit und seinem tief eindringenden Studium immerdar treu geblieben und überaus förderlich gewesen, sowol für die Erforschung und Darstellung der politischen Entwicklung und für verschiedene Gebiete der Culturgeschichte (Münzwesen, Wissenschaft und Litteratur, Buchdruck und Buchhandel, Kunst), wie auch für die vorgeschichtliche Periode. Da B. die reichen Ergebnisse seiner Forschung gewöhnlich nur in Vorträgen und Abhandlungen, höchst selten in Büchern von geringem oder mäßigem Umfange bekannt gegeben hat, so können hier nur die beiden Titel der letzteren, zweier ganz hervorragenden Arbeiten, mitgetheilt werden: „Geschichte der philosophischen und theologischen Studien in Ermland“ (1868), „Ermlands politische und nationale Stellung innerhalb Preußens an den Hauptmomenten seiner früheren Geschichte und Verfassung dargelegt“ (1872). Ein ganz besonderes Verdienst um die Pflege nicht bloß der ermländischen, sondern [351] auch der altpreußischen Landesgeschichte überhaupt hat sich B. dadurch erworben, daß er, heimischem Beispiele folgend, die Anregung zu dem Vereine für die Geschichte und Alterthumskunde Ermlands gegeben und zur Stiftung desselben (1856) wesentlich mitgewirkt hat: es war die erste streng wissenschaftliche Vereinigung der Art in Altpreußen, ihre zuletzt von B. selbst geleitete Zeitschrift hat mit ihren zwölf Bänden Treffliches geleistet und gewirkt, ihre Ausgaben urkundlicher und schriftstellerischer Quellen können fast als Muster hingestellt werden.

F. Hipler, Geheimrath Joseph Bender. Ein Lebensbild (Ermländ. Zeitschrift X 3, 1894, S. 748–770). Darin werden Bender’s eigene „Erinnerungen aus meinem Leben“ (bis 1888) und eine Zusammenstellung seiner Arbeiten mitgetheilt.