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ADB:Bentinck, Charlotte Sophie Gräfin von

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Artikel „Bentinck, Charlotte Sophie Gräfin von“ von Johann Friedrich Ludwig Theodor Merzdorf in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 343–344, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Bentinck,_Charlotte_Sophie_Gr%C3%A4fin_von&oldid=- (Version vom 30. November 2024, 21:03 Uhr UTC)
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Bentinck: Charlotte Sophie Gräfin von B., geborene Gräfin von Aldenburg, Tochter des Grafen Anton II. von Aldenburg, Enkelin des Grafen Anton I. von Aldenburg, des natürlichen Sohnes des letzten oldenburgischen Grafen Anton Günther, geboren zu Varel 5. August 1715, † 4. Febr. 1806. Sie vermählte sich 1. Juni 1733 mit Wilhelm Freiherrn von Bentinck, Präsidenten des Rathes der Staaten von Holland und Westfriesland (geb. 17. Nov. 1704, † 13. Oct. 1773), und brachte demselben den ganzen oldenburgischen Allodialnachlaß und das Familienfideicommiß, darunter die Herrschaften Kniphausen und Varel zu, aus welchem Grunde, da ersterer in gewisser Weise reichsunmittelbar war, der Freiherr B. in den Reichsgrafenstand erhoben wurde. Sie war sehr unruhigen Geistes und unstäten Lebens, daher meist von ihrem Gemahle getrennt, dem sie jedoch zwei Söhne gebar, Christian Friedrich Anton (15. Aug. 1734), von welchem die ältere westfälische Linie der Bentinck’s abstammte und Johann Albert (1737), welcher bald nach England ging und dort die jüngere englische Linie stiftete. Die Unzufriedenheit und Mißstimmung, in der sie mit ihrem Gatten lebte, veranlaßte sie, die Regierung ihrer deutschen Besitzungen durch einen Vergleich an ihre Söhne, und Namens derselben an deren Vater zu übertragen, doch weigerte sie sich aus Abneigung gegen ihren Gemahl, diesen Vertrag zu vollziehen, weshalb sie 1757 durch ein Reichshofrathsdecret gezwungen wurde dessen Erfüllung zu vollziehen, worauf bis 1759 der Vater als Vormund, von da an aber der ältere, mündig gewordene Sohn die Güter verwaltete, welche später zu dem berühmten sogenannten Bentinck’schen Processe den Gegenstand bildeten. Schon 1738 hatte sie ihre Besitzungen verlassen und sich auf Reisen begeben, auch sich längere Zeit zu Kopenhagen, Berlin, Wien aufgehalten, wo sie von Friedrich II. und Maria Theresia ihres Geistes und ihrer Kenntnisse wegen sehr ausgezeichnet wurde. Auf diesen Reisen durch Deutschland, Italien und die Niederlande sammelte sie alte Münzen und Bronzen, wobei sie von ihren vielen Freunden und Verehrern, unter denen vor allen der bedeutende Graf Wilhelm von Lippe-Schaumburg-Bückeburg genannt wird, unterstützt wurde, auch seltene Stücke aus dem Ennery’schen Cabinette hinzukamen. Bei ihrem Aufenthalte in Hamburg, wo sie hochbetagt starb, beschloß sie ein Verzeichniß dieser merkwürdigen Sammlung auszuarbeiten, und soll sie sich, da ihr die gelehrten Kenntnisse und Kritik abgingen, der Hülfe eines französischen ausgewanderten Gelehrten bedient haben. Das Verzeichniß, das nicht ganz häufig ist, erschien in drei Quartbänden mit Kupfern unter dem Titel: „Catalogue d’une collection de médailles antiques, faite par la Comtesse Douairière de Bentinck, née Comtesse d’Aldenburg etc.“, Amsterdam 1787 ff. und erregte viel Aufsehen, da manche unechte Stücke als große Seltenheiten und für echt ausgegeben wurden. Es entspann sich darüber ein lebhafter Gelehrtenstreit, in welchem Heyne durch Mittheilungen in den „Göttingischen gelehrten Anzeigen“ sich im Interesse der Sammlung dahin aussprach, daß durch Veröffentlichung derselben die Wissenschaft jedenfalls gefördert worden sei. Die Sammlung sollte nach ihrem Tode verkauft werden, und machte Schlichtegroll auf den Werth derselben und der damit verbundenen Münzbibliothek aufmerksam, doch fand sich kein Käufer, und so ging sie an den sachsen-meiningenschen Hofmarschall v. Donop, wahrscheinlich ihren natürlichen Sohn, als Erben über, dem sie auch Familienpapiere [344] vermacht hatte, und in dessen Familie sich die Münzsammlung beträchtlich vermehrt noch befindet.

(Köhler) Kurze Biographie des Reichsgrafen Wilhelm Gustav Friedrich Bentinck. Oldenburg 1836. S. 6 ff. Ersch u. Gruber, Abth. I S. 9 s. v. Bentinck’sche Münzsammlung.