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ADB:Berghaus, Heinrich

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Artikel „Berghaus, Heinrich“ von Viktor Hantzsch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 46 (1902), S. 374–379, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Berghaus,_Heinrich&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 22:58 Uhr UTC)
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Berghaus: Heinrich Karl B., namhafter Geograph und außerordentlich fruchtbarer Schriftsteller, ist am 3. Mai 1797 zu Cleve geboren. Sein Vater, Johann Isaak B., ein vielseitig gebildeter und geistig sehr regsamer Mann, der sich durch verschiedene Schriften historischen und mathematischen Inhalts, sowie durch seine Mitarbeit an der „Allgemeinen Deutschen Bibliothek“ und der „Jenaer Litteraturzeitung“ bekannt gemacht hatte, stand als Finanzcalculator im Dienste der preußischen Regierung und unterrichtete seinen Sohn anfangs selbst. Später siedelte die Familie nach Münster über, wo der Knabe das Gymnasium Paulinum besuchte. In seinen Mußestunden beschäftigte er sich vorzugsweise mit Mathematik und Geographie, sowie als geschickter Zeichner mit dem Copiren von Landkarten und dem Entwerfen von Festungs- und anderen Bauplänen. Seine ungewöhnliche Fertigkeit im Zeichnen lenkte die Aufmerksamkeit des Domdechanten von Spiegel auf ihn, der sich seiner annahm und sich bemühte, sein vielversprechendes Talent zu weiterer Entfaltung zu bringen. Eine günstige Gelegenheit fand sich bald. Der Kaiser Napoleon hatte zur besseren Durchführung seines Continentalsystems beschlossen, einen Canal anzulegen, welcher Lübeck und Hamburg mit dem Rhein und diesen Strom mit der Maas und mit Paris verbinden sollte. Für die umfangreichen Vorarbeiten zu diesem großen Unternehmen wurden zahlreiche Ingenieure und Zeichner gebraucht. Da es aber an solchen fehlte, wurden auch anderweite geeignet erscheinende Hülfskräfte in Dienst genommen. Spiegel benutzte nun diese Gelegenheit, um den Präfecten des westfälischen Lippe-Departements, den Grafen Dusaillant, auf den jungen B. hinzuweisen. Obwol dieser erst vierzehn Jahre zählte, wurde er, nachdem er eine Prüfung im Zeichnen und Feldmessen mit glücklichem Erfolge bestanden hatte, im Juli 1811 als Zeichner im Bureau des Chef-Ingenieurs des Lippe-Departements angestellt. Er erhielt die Amtsbezeichnung eines Conducteurs für den Brücken- und Straßenbau und wurde mit allerlei geodätischen Hülfsarbeiten beschäftigt. Da er die auf ihn gesetzten Erwartungen übertraf, beförderte man ihn bereits im Frühling des folgenden Jahres zum Geographen dritter Classe. Als solcher betheiligte er sich nicht nur an den Vorarbeiten für den geplanten Canal, sondern er mußte auch eine Reihe von [375] Straßenbauprojecten entwerfen. Allerdings fand diese Thätigkeit schon nach kurzer Zeit ein unerwartetes Ende, als die französischen Behörden des Lippe-Departements infolge der Völkerschlacht bei Leipzig und der Auflösung des Königreichs Westfalen im November 1813 ihre Geschäfte einstellten. B. fand sich indessen schnell in die neuen Verhältnisse hinein. Er stellte sich der preußischen Militärbehörde zur Verfügung, half bei der Formirung der Landwehr in den Grafschaften Tecklenburg und Lingen und trat im Januar 1814 als Freiwilliger beim Oberkriegscommissariate des Reservearmeecorps ein, welches in Rheinland und Westfalen unter dem Oberbefehle des Prinzen von Hessen-Homburg gebildet wurde. Da aber bereits im Mai der erste Pariser Friede geschlossen wurde, fand er keine Gelegenheit, sich auszuzeichnen. Nach dem Frieden begab er sich nach Marburg, um dort seine geographischen und mathematischen Kenntnisse durch Universitätsstudien zu ergänzen. Als der Krieg von neuem ausbrach, trat er bei der preußischen Militär-Oekonomieverwaltung ein und wurde dem Commando des 6. Armeecorps zugetheilt, das unter dem Befehle des Generals Tauenzien nach der Bretagne zog. In Rennes cantonnirend, fand er Gelegenheit, auf Reisen in die Umgebung mancherlei geographische Untersuchungen anzustellen und die verschiedenen Methoden der Terrainaufnahme praktisch auszuüben. In Paris lernte er Alexander von Humboldt kennen, mit dem er länger als vierzig Jahre in freundschaftlichem Verkehr und regem Briefwechsel stand. Nach dem zweiten Pariser Frieden ließ er sich zunächst für kurze Zeit in Weimar nieder, um mit den Leitern des dortigen Geographischen Instituts über die Herstellung verschiedener, von ihm theils schon entworfener, theils geplanter großer Specialkarten, unter denen diejenigen der Niederlande und Frankreichs hervorzuheben sind, zu unterhandeln. Hierauf begab er sich nach Berlin, brachte hier seine akademischen Studien zu einem gewissen Abschluß und fand dann 1816 eine Anstellung als Diätar beim Kriegsministerium, das damals gerade mit der seit 1810 begonnenen, aber während der Freiheitskriege unterbrochenen kartographischen Landesaufnahme von Preußen beschäftigt war. Da er sich mit Geschick an der Förderung dieses umfangreichen Unternehmens betheiligte, wurde er 1818 zum Ingenieurgeographen ernannt. Als solcher hat er drei Jahre lang an der preußischen Generalstabskarte gearbeitet. Im Frühjahre 1821 berief ihn der Minister von Altenstein als Lehrer der praktischen Geometrie, des Situationszeichnens und der Maschinenbaukunde an die Berliner Bauakademie. In dieser Stellung wirkte er 34 Jahre hindurch. 1824 erhielt er den Professortitel. 1828 betheiligte er sich an der Stiftung der noch heute blühenden Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. 1836 siedelte er, ohne indeß sein Amt aufzugeben, nach Potsdam über. Hier begründete er 1839 unter dem Namen „Geographische Kunstschule“ eine bis 1848 bestehende Lehranstalt für angehende Kartographen und Geographen, aus der nicht nur vorzügliche Karten, sondern auch verschiedene Schüler, wie Hermann B., der Neffe des Gründers, August Petermann, sein Pflegesohn, und Henry Lange, hervorgegangen sind, die dem Lehrgeschick und der Methode des Meisters alle Ehre machten. 1855 wurde er, obwol er noch keineswegs an Altersschwäche litt, ohne sein Zuthun auf Betreiben des Ministers von der Heydt pensionirt. Er verließ im folgenden Jahre Berlin und nahm seinen dauernden Aufenthalt in Pommern. Seit 1863 wohnte er in Grünhof bei Stettin. Am 17. Februar 1884 starb er hochbetagt in Stettin.

Unter seinen wissenschaftlichen Leistungen sind vor allem seine Karten hervorzuheben. Seiner Mitarbeit an der preußischen Generalstabskarte ist bereits gedacht worden. Selbständige Specialkarten gab er heraus über die Niederlande (1816), Frankreich (1824), Afrika (1825) und die Iberische Halbinsel [376] (1829). Seit 1830 arbeitete er an einem großen Atlas der außereuropäischen Erdtheile, von dem aber nur die erste Abtheilung unter dem Titel „Atlas von Asia“ in sechs Lieferungen zu 15 Blättern von 1832–1843 bei Perthes in Gotha erschien. Da der Preis von 32 Thalern ein zu hoher war, fand das Werk wenig Absatz und konnte deshalb nicht weitergeführt werden. Dasselbe Schicksal erlebte auch ein zweites großangelegtes Unternehmen, „Allgemeiner Seeatlas oder Sammlung hydrographischer Karten und Beschreibungen der europäischen und amerikanischen Meere für den Gebrauch der Seefahrer“ (Berlin 1832). Es blieb ein Torso und enthielt in den fertig gestellten Lieferungen nur Segelanweisungen für die südliche und westliche Ostsee und den Canal. Um so durchschlagender war der Erfolg eines dritten Werkes, des weltberühmt gewordenen „Physikalischen Atlas“, der von 1837–1848 in 18 Lieferungen zum Preise von 34 1/3 Thalern wiederum bei Perthes in Gotha erschien. Er umfaßte in acht Abtheilungen 93 Karten mit Text. 15 Blätter behandelten die Meteorologie und Klimatologie, 16 die Hydrographie, 15 die Geologie, 5 den Erdmagnetismus, 8 die Pflanzen- und 12 die Thiergeographie, endlich 4 die Anthropologie und 18 die Ethnographie. Den äußerst umfangreichen Stoff für diesen Atlas hatte B. schon seit dem Anfang der zwanziger Jahre gesammelt. Alexander v. Humboldt hatte ihn hierbei fortdauernd mit Material unterstützt, und Adolf Stieler und Friedrich von Stülpnagel hatten Rathschläge für die technische Durchführung ertheilt. Die Zeichnung und der Stich erfolgten zum größten Theil unter Berghaus’ persönlicher Leitung in seiner Kunstschule zu Potsdam. Der Atlas verfolgte den Zweck, alle wichtigen Erscheinungen aus dem Gebiete der Geophysik anschaulich und übersichtlich darzustellen. Wegen seiner Eigenartigkeit und seiner trefflichen Ausführung fand er allgemeine Anerkennung, aber auch viele Nachahmer. Eine zweite, verbesserte Auflage erschien 1849–51, eine dritte, durch Hermann B., den Neffen des inzwischen verstorbenen Verfassers, völlig umgearbeitete und wesentlich vermehrte von 1886–1892. Um auch dem größeren Publicum und den Bedürfnissen des Unterrichts entgegenzukommen, gab B. 1840 und dann noch öfters als Supplement zu Stieler’s Schulatlas ein Heft von fünf, später sechs Karten zur physikalischen Erdkunde und 1850 unter dem Titel „Physikalischer Schulatlas“ einen Auszug aus dem großen Werke, umfassend 28 Karten mit Text, heraus. Theils gleichzeitig mit dem „Physikalischen Atlas“, theils später, veröffentlichte er auch noch eine „Sammlung hydrographisch-physikalischer Karten der preußischen Seefahrer“ (Berlin 1840–1847), einen „Ethnographischen Specialatlas von Deutschland, insbesondere vom preußischen Staate“ (1843), einen „Atlas der österreichischen Monarchie“ (1850) und eine Karte von Preußen in 11 Blättern (1856). Außerdem verbesserte er die Weyland’sche und die große Reimann’sche Karte von Deutschland, lieferte Beiträge zu Stieler’s Handatlas und gab Sohr’s Handatlas über alle Theile der Erde neu heraus.

Außer seinen kartographischen Arbeiten hat er noch zahlreiche andere Werke geographischen Inhalts verfaßt. Dieselben ragen zwar nicht durch einen Fülle neuer, eigenartiger Ideen hervor, aber sie stellen ein reiches Quellenmaterial zweckmäßig zusammen und sind in einer allgemein verständlichen. geschmackvollen Form geschrieben. Zunächst machte er sich als Mitarbeiter und Redacteur geographischer Zeitschriften bekannt. Seine ersten Abhandlungen erschienen in Bertuch’s Geographischen Ephemeriden. Von 1825–1827 gab er in Stuttgart gemeinsam mit K. Fr. V. Hoffmann, von 1828–1829 allein unter dem Titel „Hertha“ eine Zeitschrift für Erd-, Völker- und Staatenkunde heraus. Eine Fortsetzung veröffentlichte er als „Annalen der Völker-, Erd- und Staatenkunde“ von 1829–1848 in Berlin. Ein monatlich erscheinendes „Kosmologisches Journal [377] für die neueste Kunde des Welt- und Menschenlebens“ mußte er bereits nach der Vollendung des ersten Jahrganges 1829 wieder eingehen lassen. Dagegen brachten es sein „Kritischer Wegweiser im Gebiete der Landkartenkunde“ auf sieben (Berlin 1829–1835), sein „Almanach, der Belehrung und Unterhaltung auf dem Gebiete der Erd-, Länder-, Völker- und Staatenkunde gewidmet“, auf fünf (Stuttgart und Gotha 1837–1841), seine „Zeitschrift für Erdkunde“ auf zwei (Magdeburg 1847–1848), und seine „Geographischen Jahrbücher“ auf drei Jahrgänge (Gotha 1850–1852). Alle diese periodischen Schriften enthalten eine große Anzahl von Aufsätzen aus seiner Feder. Aber auch nicht wenige andere wissenschaftliche und politische Blätter, namentlich die Allgemeine Zeitung, erfreuten sich seiner Mitarbeit. Außerdem gab er als Zeugnisse seiner ungewöhnlichen Belesenheit und Arbeitskraft eine große Menge meist umfangreicher Werke geographischen Inhalts in rascher Folge heraus. Die lange Reihe wurde eröffnet durch ein Buch über Deutschlands Höhen, das auf mehrere Bände veranschlagt war. Leider blieb es unvollendet, da nur das erste Heft, den fränkischen Jura und das Fichtelgebirge enthaltend, zum Abschlusse kam (Berlin 1831, 2. Auflage 1834). In demselben Jahre erschien auch noch ein volksthümlich gehaltenes, hauptsächlich für Unterrichtszwecke bestimmtes „Lehrbuch der Erdbeschreibung“ (2. Auflage bearbeitet von Fr. Schubart, Berlin 1836). Das nächste Jahr brachte den Anfang eines groß angelegten Lieferungswerkes, das unter dem Titel „Asia“ eine Sammlung von Denkschriften über die Geo- und Hydrographie dieses Erdtheils bot und als erläuternder Text zum Atlas von Asien gedacht war (Berlin 1832–1843). Ein weiteres Sammelwerk, eine „Cabinetsbibliothek der neuesten Reisen und Forschungen im Gebiete der Länder-, Völker- und Staatenkunde“, mußte infolge der Theilnahmlosigkeit des Publicums abgebrochen werden. Der erste Band enthielt ausgewählte Schriften der königlichen Geographischen Gesellschaft in London, aus dem Englischen übersetzt (Berlin 1834), der zweite Friedrich Lütke’s Reisen durch das nördliche Eismeer, aus dem Russischen übersetzt von A. Erman (Berlin 1835). Weniger umfangreich war eine als offenes Sendschreiben an Alexander v. Humboldt gerichtete „Geschichte der barometrischen Höhenbestimmung von Berlin und Dresden, nebst einigen Beiträgen zur Hypsographie und Klimatologie von Norddeutschland überhaupt“ (Berlin 1836). Sehr bekannt wurde sein Name in weiten Kreisen der Gebildeten durch die „Allgemeine Länder- und Völkerkunde“ (Stuttgart 1837 bis 1843, 6 Bände) und den durch zahlreiche Karten und Abbildungen erläuterten „Grundriß der Geographie“ (Breslau 1840–1843, 5 Abtheilungen). Mehr an die Fachgenossen wendete sich eine „Sammlung physikalischer und hydrographischer Beobachtungen“, welche an Bord der kgl. preußischen Seehandlungsschiffe auf ihren Reisen um die Erde und nach Amerika angestellt worden waren. Von diesem Werke erschien nur der erste Theil, welcher die wissenschaftlichen Ergebnisse von sechs Reisen der Schiffe „Mentor“ und „Prinzeß Luise“ um die Erde in den Jahren 1822–1842 zusammenstellte (Breslau 1842). Auf ein ganz anderes Gebiet begab er sich mit seiner anonym herausgekommenen „Statistik des preußischen Staates, Versuch einer Darstellung seiner Grundmacht und Cultur, seiner Verfassung, Regierung und Verwaltung im Lichte der Gegenwart“ (Berlin 1845) und seiner „Ethnographisch-statistischen Darstellung des Deutschen Reiches in tabellarischer Uebersicht“ (Gotha 1848). Während er diese Werke bearbeitete, die ein reiches Zahlenmaterial verwertheten, fühlte er das Bedürfniß, einige Hauptgebiete seiner Wissenschaft in allgemein verständlicher, für die reifere Jugend und das Volk bestimmter Form darzustellen. Auf diese Weise entstanden seine „Allgemeine Staatenkunde“ (Stuttgart 1846) und seine „Grundlinien der physikalischen Erdbeschreibung“ (ebenda 1847). Um dieselbe [378] Zeit verfaßte er, einem damals rasch zunehmenden Bedürfnisse entgegenkommend, zwei mit Karten ausgestattete Reisehandbücher, einen „Führer im Harz“ (Potsdam 1847) und einen „Sicheren Führer in Deutschland“ (Stuttgart 1847). Daneben versäumte er aber keineswegs seine ernsten wissenschaftlichen Studien, namentlich auf dem Gebiete der Völkerkunde. Als Früchte derselben erschienen in diesen Jahren drei umfangreiche Werke: „Die Völker des Erdballs nach ihrer Abstammung und Verwandtschaft und ihrer Eigenthümlichkeit in Regierungsform, Religion, Sitte und Tracht geschildert“ (Brüssel und Leipzig 1847, 2. Aufl. 1851, 3. Aufl. 1853, 4. Aufl. 1861), „Die Baudenkmäler aller Völker der Erde, in getreuen Abbildungen dargestellt und mit Hindeutung auf ihre Entstehung, Bestimmung und geschichtliche Bedeutung geschildert“ (Leipzig 1848 bis 1849, Volksausgabe Brüssel 1862–1863, 2 Bände mit vielen Holzschnitten und 144 Tafeln, bearbeitet nach den 1843 in Paris veröffentlichten Monuments de tous les peuples des Franzosen Hippolyt Ernst Breton) und „Die Grundlinien der Ethnographie“ (Stuttgart 1850, 2. Aufl. 1856). Trotz der außerordentlichen Ansprüche, welche diese Werke an seine Arbeitskraft stellten, fand er noch Muße, eine „Geographisch-statistische Beschreibung der Vereinigten Staaten von Nordamerika, mit besonderer Rücksicht auf die deutsche Auswanderung“ zu vollenden (Gotha 1848). Eine um dieselbe Zeit gemeinsam mit H. Rebau begonnene „Bibliothek der Länder- und Völkerkunde“ ging bald wieder ein. Sie brachte von B. nur eine neue Ausgabe seiner „Allgemeinen Staatenkunde“ und seiner „Grundlinien der physikalischen Erdbeschreibung“ (Stuttgart 1849, 2. Aufl. 1856). Nach dieser Periode erstaunlicher Fruchtbarkeit in den vierziger Jahren gönnte sich B., um seine Gesundheit zu schonen, etwas mehr Ruhe. In der ersten Hälfte der fünfziger Jahre vollendete er keine größeren Werke, doch schrieb er 1852 auf Wunsch der englisch-ostindischen Compagnie einen „Leitfaden der Geographie“, der in die Hindustanisprache, sowie in verschiedene Tamuli- und Dravidadialekte übersetzt und in den indischen Regierungsschulen eingeführt wurde. Einige Jahre später hatte er wieder zwei umfangreiche Werke abgeschlossen: „Das Landbuch der Mark Brandenburg und des Markgrafthums Oberlausitz, eine geographisch-historisch-statistische Beschreibung der Provinz Brandenburg“ (Brandenburg 1856, 3 Bände) und „Was man von der Erde weiß, ein Lesebuch zur Selbstbelehrung für Gebildete aller Stände“ (Berlin 1856–1861). Obwol sich bei ihm allmählich die Beschwerden des Alters einstellten, war er auch weiterhin unermüdlich als Schriftsteller thätig. So veröffentlichte er eine „Beschreibung von Schweden, Norwegen und Dänemark“ (Berlin 1858), im folgenden Jahre anläßlich des Feldzuges in Oberitalien eine „Beschreibung des Kriegsschauplatzes in historischer, topographischer und statistischer Hinsicht“ (Berlin 1859, mit Karte), bald darauf eine „Schilderung Deutschlands und seiner Bewohner zur Selbstbelehrung für gebildete Leser“ (Berlin 1860, 2 Bände), wenige Jahre später seinen „Briefwechsel mit Alexander v. Humboldt aus den Jahren 1825–1858“ (Jena 1863, drei Bände) und anonym die „Memoiren eines Sechsundsechzigjährigen“ (Jena 1863), endlich als Abschluß seiner geographischen Thätigkeit das 13bändige „Landbuch des Herzogthums Pommern und des Fürstenthums Rügen“, eine topographisch-statistische Beschreibung der einzelnen Kreise (Anklam 1862–1868).

Wenn B. auch vorzugsweise Geograph war, so hat er sich doch auch auf anderen Gebieten litterarisch versucht. Als Historiker hat er eine unvollendet gebliebene „Culturgeschichte des deutschen Volkes in Bildern“ (Potsdam 1847), einen „Abriß der Geschichte der geographischen Entdeckungen von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart“ (Berlin 1857), einen Band „Kritische Studien zur Weltlage“ (Berlin 1859), dann unter dem Titel „Deutschland seit 100 Jahren“, [379] eine Geschichte der Gebietseintheilung und der politischen Verfassung des Vaterlandes (Leipzig 1860–1862, 4 Bände), ferner eine Studie über „Blücher als Mitglied der pommerschen Ritterschaft 1777–1817 und beim preußischen Heere am Rhein 1794, nebst einer Reihe von Originalbriefen Blücher’s“ (Anklam 1863), weiterhin eine biographische Untersuchung über den General York, namentlich über seine Großthat in der Poscheruner Mühle (Anklam 1863), sowie eine „Geschichte der Stadt Stettin“ (Wriezen 1876) verfaßt. Als Politiker suchte er kurz vor der Februarrevolution durch eine bald wieder eingegangene Monatsschrift „Der preußische Staatsbürger“ seine Ansichten zu verbreiten. Als Sprachforscher endlich hat er durch eine Abhandlung über die ursprüngliche Bedeutung der Ortsnamen (Anklam 1863) und durch sein unvollendet gebliebenes letztes Werk, den „Sprachschatz der Sassen, ein Wörterbuch der plattdeutschen Sprache in ihren hauptsächlichsten Mundarten“ (Brandenburg 1878–1884) sich bekannt gemacht.

Nachrufe in den geographischen Zeitschriften des Jahres 1884, besonders in der Deutschen Rundschau für Geographie und Statistik, S. 578–580 u. im Ausland S. 201–203 (mit Bildniß). – Justus Perthes in Gotha. Gotha 1885. S. 31 ff. (mit Bildniß).